Umfrage: Auch viele Männer fühlen sich als Sexismus-Opfer

Berlin (dpa) - Dass Rainer Brüderle sich für seine Bemerkungen gegenüber einer „Stern“-Reporterin entschuldigen sollte, meint eine große Mehrheit der Bundesbürger. Aber was versteht man eigentlich unter Sexismus?

Und wer hat ihn schon selbst erfahren?

Fast jeder dritte Mann hat im Berufsleben schon selbst Sexismus erlebt. In einer repräsentativen Umfrage des Meinungsforschungsinstituts YouGov gaben 28 Prozent der männlichen Befragten an, sie seien „einmal“ oder „gelegentlich“ mit Anzüglichkeiten konfrontiert gewesen. Bei 3 Prozent war das demnach „schon oft“ der Fall. Bei den befragten Frauen waren die Zahlen mit 48 beziehungsweise 7 Prozent allerdings deutlich höher. YouGov hatte Ende Januar mehr als 1000 Bundesbürger befragt.

Knapp die Hälfte der Männer fand die persönlich erlebte sexuelle Anmache nicht so schlimm. 49 Prozent der Betroffenen erklärten: „Die Anzüglichkeit hat mir nicht viel ausgemacht.“ Frauen reagierten empfindlicher. Nur 14 Prozent von ihnen meinten, eine solche Bemerkung oder Berührung sei nicht so schlimm gewesen. 21 Prozent der betroffenen Frauen sagten, sie hätten die Anzüglichkeit sofort thematisiert und ihren Ärger deutlich gemacht. 18 Prozent zahlten es ihrem Gegenüber mit gleicher Münze heim, 29 Prozent reagierten auf andere Weise. Immerhin 13 Prozent fanden die Situation schrecklich, wagten aber nichts zu sagen.

Was ein Mann oder eine Frau als Sexismus empfindet, kommt der Umfrage zufolge sehr auf die Situation oder die Person an. Dabei unterscheiden sich die Antworten von Frauen und Männern nur wenig. Witze mit sexuellem Inhalt hielten 26 Prozent der Befragten für sexistisch, 29 Prozent hingegen nicht. Die mit 42 Prozent größte Gruppe antwortete: „Kommt darauf an.“ Komplimente für die Kleidung hielten 78 Prozent für unverfänglich. Komplimente für den Körper halten Frauen tendenziell etwas eher für sexistisch als Männer.

7 Prozent der Männer und 14 Prozent der Frauen halten Sexismus für ein großes Problem in Deutschland. 62 Prozent aller Befragten erklärten: „Ich finde es wichtig, Grenzüberschreitungen zu thematisieren.“ Zugleich meinten sie, man müsse nicht aus jedem misslungenen Herrenwitz gleich eine Sexismus-Debatte machen.

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