Therapeuten auf vier Pfoten: Heime setzen auf tierische Helfer

Schwerin (dpa) - Der Umzug ins Altenheim ist für Betroffene wie Angehörige eine Belastung. Tierische Begleiter können Trennungsschmerz lindern, meinen Pflegekräfte. So setzen immer mehr Heime auf Therapiehunde oder nehmen Hamster und Wellensittich mit auf.

Darf Omas Katze mit ins Altenheim? Viele Einrichtungen tun sich damit schwer. „Wir würden gern mehr Haustiere zulassen, doch in Pflegeeinrichtungen gelten ebenso strenge Hygienevorschriften wie in Krankenhäusern“, sagte Helmut Schapper, Leiter des Fachbereichs Pflege beim Diakonischen Werk Mecklenburg-Vorpommern. Tiere wie Hund, Katze, Meerschwein würden den überlasteten Pflegekräften zwar mehr Arbeit einbringen. Doch für ältere Menschen sei eine Trennung vom tierischen Freund beim Umzug ins Heim sehr schmerzhaft. „Das Heim ist ja ihr neues Zuhause“, betonte Schapper. „Wir versuchen Brücken zu bauen.“ Vögel könnten meist mit in die Pflegeeinrichtung, für Kleintiere würden mitunter Gehege oder Volieren im Außenbereich gebaut.

Ein Kompromiss zum eigenen Haustier im Heim seien speziell ausgebildete Therapiehunde, so Schapper weiter. Regelmäßige Besuche von Therapiehunden würden von den Heimbewohnern sehr gut angenommen. „Wir können gar nicht genug dieser Veranstaltungen anbieten.“ Besser haben es die Teilnehmer einer Schweriner Tagespflege: Ilona Scriba, Leiterin des „Wittrock-Hauses“ der Diakonie, wird jeden Tag von ihren Hündinnen - zwei ausgebildeten Flat-Coated Retrievern - begleitet. Sehr zur Freude der Pflegebedürftigen, die mit den Jagdhunden spielen und spazieren gehen oder ihnen selbst Leckerlis backen. Die Hunde seien ein „echtes Lockmittel“ für Betroffene wie auch Angehörige, die ihre Eltern oder Großeltern zur Tagespflege bringen, sagte Scriba.

Für möglichst viel Individualität in Pflegeeinrichtungen setzt sich auch der Deutsche Evangelische Verband für Altenarbeit und Pflege (DEVAP) Berlin ein. Wohlbefinden und Zufriedenheit der Bewohner gehörten zum Pflegeauftrag dazu, betonte Verbandsgeschäftsführerin Imme Lanz. Die Wahl des passenden Heims - eher ruhig und grün oder mitten in einer Stadt - liege in Verantwortung der Angehörigen. Diese sollten die Vorlieben der Pflegebedürftigen, nicht ihre eigenen, in den Vordergrund rücken, betonte Lanz. Dazu gehöre die Mitnahme des Haustieres ebenso wie die Einrichtung des Zimmers mit vertrauten Möbeln und Bildern oder die Berücksichtigung der Freizeitangebote im Heim. „Auch das späte Aufstehen oder der gewohnte Kaffee ans Bett sollten trotz personeller Grenzen möglich sein.“ Heimbewohner müssten als Gäste gesehen werden, so Lanz. „Sie sollen ihren Lebensstil möglichst fortsetzen können.“

Auch private Alten- und Pflegeheime werden zunehmend kompromissbereiter, stellte Dieter Eichler, Landesbeauftragter des Bundesverbandes privater Anbieter sozialer Dienste (BPA) in Schwerin, fest. Der Verband sieht überwiegend positive Effekte im Einsatz von Therapiehunden. Diese müssten nicht mal speziell ausgebildet sein. Es genüge, wenn sie ruhig und ausgeglichen, geimpft und gesund seien, so Eichler. Mitarbeiter dürften oft auch ihre eigenen Tiere mit zum Dienst bringen. Für die Versorgung von kleineren Haustieren der Bewohner könnten Zusatzvereinbarungen abgeschlossen werden, sagte Eichler. „Gerade für Demenzkranke schaffen Tiere ein beruhigendes Klima und rufen lange verschüttete Erinnerungen wach.“

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