Senioren-Wohngemeinschaft: Gemeinsam alt werden

Wer mit Freunden plant, im Alter zusammen zu wohnen, muss einiges beachten.

Düsseldorf. Henning Scherf macht gerne Werbung für seine "WG". Der ehemalige Regierende Bürgermeister von Bremen lebt seit 1988 in einer Hausgemeinschaft, die er als Vorbild sieht für selbstbestimmtes Leben im Alter. Das Zusammenleben mit Freunden, mit denen man alt werden will, ist für den 71-Jährigen "eine der besten Entscheidungen" seines Lebens.

Viele Menschen wünschen sich das auch, doch nur wenige setzen die Idee wirklich um. Vielleicht auch, weil viel Aufwand und Entscheidungskraft dazugehört. "Arbeit, Arbeit, Arbeit", nennt es Henning Scherf. Die passenden Freunde dafür zu finden sei fast so schwierig, wie den richtigen Ehepartner zu finden. Denn in einer Haus- oder Wohngemeinschaft geht es nicht nur um gemeinsames Kochen, Spülen oder Putzen. Wer sich gegenseitig Unterstützung im Pflegefall zusichert, muss seine Mitbewohner wirklich gut kennen. Scherf und seine Frau haben in der Planungsphase mit den Kandidaten lange Wanderungen gemacht und gemeinsame Urlaube in Ferienwohnungen.

Eine kranke Mitbewohnerin konnte in der umgebauten Bremer Villa sterben, also zu Hause, so wie Scherf sich das auch für sich wünscht - weil alle sich abwechselten, bei ihr blieben, ihre Hand hielten.

Dabei muss nicht jeder Nachbar alle Pflegedienste leisten: "Man sollte sich professionelle Hilfe holen, etwa über ambulante Pflegedienste", sagt Ursula Kremer-Preiß vom Kuratorium Deutsche Altershilfe in Köln. Auch neue Technik helfe immer mehr dabei, möglichst lange im eigenen zu Hause zu leben. "Ambient Assisted Living" nennt sich dies in der Fachwelt, übersetzt etwa "unterstütztes Leben in gewohnter Umgebung". Das Forschungsministerium fördert die Weiterentwicklung in diversen Projekten mit 45 Millionen Euro.

So gibt es heute schon Kleidung, die mit Hilfe von Elektroden Herz- und Kreislaufdaten überwacht. Und Sensorsysteme, die Licht einschalten, wenn ein sturzgefährdeter Mensch nachts aufsteht. Oder Alarm auslösen, wenn am Herd etwas überkocht. Teppiche können mit Sensoren ausgerüstet werden, um Stürze zu erkennen und im Notfall Alarm auszulösen.

Viele Menschen fürchten sich vor zu viel Technik. Doch steigender Kostendruck im Gesundheitswesen und eine stets älter werdende Bevölkerung treiben die Telemedizin voran. Angst vor Überwachung oder komplizierter Hightech sei unnötig, meint Udo Gaden, Leiter Forschung und Entwicklung beim Sozialwerk St. Georg, das die Ideenschmiede Ambient Assisted Living GmbH betreibt: "Die Geräte werden immer einfacher, und die Technik soll das Personal ja auch nicht ersetzen, kann es aber unterstützen." Denn schon heute sei klar, dass es immer weniger Pflegepersonal geben wird - bei einer gleichzeitig steigenden Zahl pflegebedürftiger Menschen.

Info Mehr Informationen über ambulant betreute Wohngruppen gibtes auch beim Kuratorium Deutsche Altershilfe in Köln, Tel. 0221/93 1847-0

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