Pubertät: Auch Jungs haben Fragen an den Arzt

Sexualität: Mädchen gehen zum Frauenarzt. Für junge Männer fehle ein Ansprechpartner, sagen die Urologen und bieten sich nun als Anlaufstelle an. Das tun aber auch die Kinder- und Jugendärzte.

Männliche Teenager haben oft keinen ärztlichen Ansprechpartner für ihre sexuellen Fragen.

Männliche Teenager haben oft keinen ärztlichen Ansprechpartner für ihre sexuellen Fragen.

Foto: dpa

Düsseldorf. Bartwuchs, Pickel und Liebeskummer: Wenn aus kleinen Jungs große Jungs werden, verändert sich viel. Groß und stark wird das Kind — und behaart. Aus süßen Träumen werden feuchte Träume. Nur — wen fragt man da? Mädchen können zum Frauenarzt gehen. Für Jungen fehle ein solches Angebot, meinen die Urologen.

Deshalb wirbt die Deutsche Gesellschaft für Urologie (DGU) gemeinsam mit dem Berufsverband der Deutschen Urologen für eine „Jungen-Sprechstunde“. „Im Gegensatz zu Mädchen haben männliche Teenager keinen Ansprechpartner gerade für sexuelle Probleme“, sagt Wolfgang Bühmann, Sprecher des Berufsverbandes. „13- bis 18-Jährige möchten eher nicht mit ihrem Kinderarzt reden und auch nicht mit dem Hausarzt der Eltern.“

Bei den Kinder- und Jugendärzten gibt es die Vorsorgeuntersuchung „J1“ für Zwölf- bis 14-Jährige. Dem wolle man keine Konkurrenz machen, betont Bühmann: „Uns geht es um ein zusätzliches Angebot, das eine Lücke schließen soll.“ Der Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ) zeigte sich auf Nachfrage überrascht vom Projekt der Urologen. Grundsätzlich habe man nichts dagegen, sagt Hermann-Josef Kahl, Sprecher der nordrheinischen Kinder- und Jugendärzte.

Er kritisiert ebenfalls die „große Vorsorge-Lücke“, denn die nächste kostenlose Gesundheitsuntersuchung können gesetzlich Versicherte erst wieder als Erwachsene ab einem Alter von 35 Jahren wahrnehmen. „Allerdings wäre eine urologische Jungen-Sprechstunde nur ein Teilaspekt, denn Jungen-Gesundheit beschränkt sich ja nicht auf urologische Themen.“

Um Jugendmedizin kümmere sich der BVKJ seit Jahren. Tatsächlich gibt es dort eigene Broschüren für Jungen. Der Flyer „Mann, oh Mann — Das geht unter die Gürtellinie“ informiert über den Penis, der Flyer „Achte auf deine Nüsse“ über die Hoden. Zudem wirbt der Verband schon länger für eine zweite Jugendvorsorgeuntersuchung bei den Kinderärzten. Die sogenannte J2 richtet sich an 16- bis 17-Jährige und wird bereits von einigen Krankenkassen, etwa der Barmer GEK, übernommen. Die Urologen müssen sich auf diese junge Patientengruppe noch vorbereiten. Das zeigte eine Testbefragung auf dem Jahreskongress der DGU kürzlich in Düsseldorf. Bühmanns Sohn und dessen Freund fragten die Urologen das, was ihnen so auf den Nägeln brennt. Und da ist beim Arztbesuch anderes wichtig als für die sonstigen Urologie-Patienten. „Die wollen keine Privatsphäre im Wartezimmer, sondern WLAN und Steckdose“, sagt Wolfgang Bühmann. Und zum Beispiel eine schnelle Klärung der Frage: Welche alternativen Verhütungsmittel gibt es zum Kondom?“ Die Antwort aus männlicher Sicht: Es gibt keine. Das habe beim Test noch deutlich zu lange gedauert. Deshalb sollen nun zunächst die knapp 6.000 Urologen in Deutschland informiert und geschult werden. In einem Flyer für Arztpraxen wird optisch sehr modern und ansprechend alles erklärt: Wie Hoden und Penis wachsen, wie man sich am besten rasiert und dass man beim Stimmbruch am besten cool bleibt. Es geht auch ans Eingemachte: Die Broschüre zeigt, wie man ein Kondom benutzt und dass eine befriedigende Sexualität nicht von der Penisgröße oder von Praktiken abhängt, dass Pornos eine Scheinwelt zeigen und keine guten Ratgeber sind. In Schulen soll eine weitere Broschüre der Ärztlichen Gesellschaft zur Gesundheitsförderung (ÄGGF) verteilt werden.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort