Nicht bloß Geschenkeonkel: Was gute Patenschaften ausmacht

Bonn (dpa/tmn) - Einige Paten machen sich nur zu Weihnachten oder dem Geburtstag bemerkbar, andere pflegen eine innige Beziehung: Bevor Eltern sich für einen Paten entscheiden, sollten sie in jedem Fall definieren, welche Rolle er für den Nachwuchs spielen soll.

Spätestens mit der Geburt des ersten Kindes besinnen sich viele Eltern, die kaum einen Bezug zur Kirche haben, christlicher Traditionen. Egal, ob sie sich dadurch einen Platz in einer konfessionellen Kita sichern oder dem Kind den Weg in die Kirche ebnen wollen: Taufen haben für viele Familien immer noch einen festen Platz - ebenso die Paten.

„Die Taufe ist nicht nur für den Einzelnen von Bedeutung. Sie bedeutet die Aufnahme in die Gemeinschaft der Glaubenden“, sagt Matthias Kopp, Sprecher der Deutschen Bischofskonferenz in Bonn. „Dafür stehen die Taufpaten.“

Laut Kopp verbinden viele Eltern mit dem Patenamt den Wunsch, dem Kind Menschen an die Seite zu stellen, die es auf seinem Lebensweg begleiten. „Egal, ob es sich bei den Paten um Freunde der Eltern oder um Familienmitglieder handelt, in der Regel entwickelt sich eine ganz besondere Beziehung zwischen Paten und Patenkind“, sagt Pfarrer Sven Waske von der Evangelischen Kirche in Deutschland. Oft halte sie bis ins Erwachsenenalter an.

Die Psychologin Prof. Gisela Steins sieht in Patenschaften die Möglichkeit für das Kind, weitere Perspektiven kennenzulernen, Anregungen und Erfahrungen zu bekommen, die das Repertoire der Eltern erweitern. Dadurch würden sie zum Nachdenken, Vergleichen und Reflektieren angeregt. „In einer Patenschaft kann das nochmals auf besonders intensive Weise geschehen“, erklärt die Professorin an der Universität Duisburg-Essen.

Steins verweist auch auf ganz andere Patenschaften - jenseits des religiösen Gedankens - etwa die von älteren Schülern für jüngere oder von Menschen, die die Patenschaft für bedürftige Kinder übernehmen. „Patenschaften können den Kindern Fröhlichkeit, Selbstbewusstsein und Aufgeschlossenheit bringen.“ Denn im Idealfall sind die Patenkinder auch für die Paten etwas Besonderes.

Egal, aus welcher Motivation heraus, Eltern sollten die Paten für ihre Kinder gut überlegt wählen: „Ich lege den Familien immer nahe, mit möglichen Paten sehr genau zu besprechen, was sie erwarten“, sagt Sven Waske. Was zunächst ein sehr persönlicher Freundschafts- und Vertrauensbeweis ist, kann auch zur Last und Verpflichtung werden. „Nur zu Weihnachten oder zum Geburtstag ein Geschenk zu schicken, reicht nicht“, sagt der katholische Theologe Jochen Jülicher aus Köln. Er hat Mitte der 1990er Jahre mit der Kirche gebrochen und bietet seitdem nicht-konfessionelle Trauungen und Trauerfeiern an.

Jülicher rät den Paten, sich über die moralische Verantwortung dieses Amtes Gedanken zu machen. Denn entgegen der weit verbreiteten Annahme, dass Paten im Todesfall der Eltern automatisch die Vormundschaft oder gar das Sorgerecht übertragen bekommen, handelt es sich bei der Patenschaft um eine rein moralische beziehungsweise kirchliche Verpflichtung.

„Die meisten Eltern suchen die Paten nach ihrer Verlässlichkeit und der eigenen Intensität der Beziehung aus“, sagt Jülicher. Und weil sich Beziehungen im Laufe der Jahre veränderten, lasse er Paten und Eltern sehr genau definieren, wie sie sich das Patenamt vorstellen.

„Manchen Menschen ist die Patenschaft als angetragenes Amt zu groß, sei es aus persönlichen Gründen, sei es, weil man sich beruflich verändert und wegzieht“, sagt der evangelische Pfarrer Waske. Dann sollten die möglichen Paten den Mut haben, das den Eltern zu sagen. „In Zeiten von Skype und Facebook relativieren sich räumliche Distanzen sicherlich“, sagt Kopp. Dann könnten Paten gemeinsam mit den Eltern überlegen, wie sie trotz Entfernung im Leben des Kindes präsent sein können.

Oft sind es zwei Paten, die die Eltern auswählen, mitunter auch mehr. Formal müssen sie in der katholischen Kirche mindestens 16 Jahre alt, getauft und katholisch gefirmt sowie Kirchenmitglied sein. „Nicht katholische Christen können neben einem katholischen Paten die Aufgabe des Taufzeugen übernehmen“, erläutert Kopp. Mitunter wird das von einigen Pfarrern aber etwas laxer gehandhabt.

Bei den Protestanten können getaufte und konfirmierte Jugendliche ab 14 Jahren Pate werden, und mindestens einer der Paten muss evangelisch, beide aber in der Kirche sein.

Doch egal, ob evangelisch, katholisch oder nicht-konfessionell, eine Patenschaft ist eine große Verantwortung und für viele ein großes Glück. Und trotz aller formalen Voraussetzungen ist eine Patenschaft das, was man daraus macht. Für manche Kinder entwickeln sich Freunde oder Verwandte der Eltern zu Vertrauten. Bei anderen kehrt sich das Verhältnis irgendwann um, und die Patenkinder werden zu Begleitern der Paten im Alter.

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