Neue Technik macht Senioren das Leben leichter

Nürnberg (dpa/tmn) - Eine Armbanduhr, die bei Bedarf Hilfe ruft. Ein Telefon, das dem Rettungsdient per GPS den Aufenthaltsort mitteilt: Das klingt nach Science Fiction für den Hausgebrauch. Viele ältere Menschen könnten von solcher Technik profitieren.

Die Augen werden schlecht, die Bewegungen unsicher, das Treppesteigen mühsam - ein hohes Alter hat nicht nur Vorzüge. Doch viele kleine Helfer können den Alltag spürbar erleichtern: Ein Paternosterschrank etwa, dessen obere Hälfte herausfährt und nach unten gleitet. So muss man nicht mehr auf wackelige Hocker steigen, um an die höheren Fächer zu kommen. Oder eine Armbanduhr, mit deren Hilfe man nach einem Sturz den Notruf des nun unerreichbaren Telefons aktivieren kann - das Telefon teilt dem Rettungsdienst dank GPS-Signal mit, wo der Gestürzte zu finden ist. Diese und viele andere Innovationen sind auf der Messe „Altenpflege“ (12. bis 14. April) in Nürnberg zu sehen.

Gut 2,3 Millionen alte Menschen müssen in Deutschland gepflegt werden - gemessen an den offiziellen Kriterien der Pflegeversicherung. Tatsächlich dürfte die Zahl der Hilfebedürftigen bei rund 4 Millionen liegen. Rund 70 Prozent davon leben in den eigenen vier Wänden: „Die Familie ist und bleibt der größte Pflegedienst“, betont der Chefredakteur der Fachzeitschrift „Care Invest“, Holger Göpel. „Das klassische Klischee, dass Pflegebedürftige in Heime abgeschoben werden, stimmt absolut nicht.“

Um das Leben zu Hause zu erleichtern, bieten zahlreiche Hersteller „mitdenkende“ Möbel an. Zu ihnen gehört die Firma Mauser Care. In ihrem „Pflegezimmer der Zukunft“ öffnen sich Kleiderschränke auf Knopfdruck, Schubladen und Kleiderstangen fahren automatisch nach außen, der Schließautomatismus stoppt, bevor ein Finger eingeklemmt wird. Sensoren im Bett registrieren den Puls und die Schlafphasen des Benutzers. Die Daten werden im iPad mit Temperatur und Luftfeuchtigkeit im Zimmer zusammengeführt.

Im barrierefreien Bad zeigt der Spiegel Datum, Uhrzeit, die Wettervorhersage sowie die Einträge im persönlichen Kalender an - „so dass ich schon am morgen erste Infos bekomme, was mich erwartet“, wie Mitarbeiter Georg Wittenbring erläutert. Demenzkranke leitet der Spiegel zum Zähneputzen an, die Schublade mit den Medikamenten geht auf und registriert, ob die Pillen tatsächlich geschluckt werden. Sind die Hände mit Seife und Desinfektionsmittel gewaschen, öffnet sich automatisch eine Tür mit dem Handtuch.

Viele Hilfsbedürftige schaffen es vor allem nicht mehr, selbst zu kochen: Essen auf Rädern heißt hier die Lösung. Dass die warme Mahlzeit nicht verkocht sein muss, zeigt apetito-Mitarbeiter Ulrich Hirschmann: „Die Menüs werden bei uns im Fahrzeug zu Ende gegart.“ Zwei Spezialöfen machen es möglich, dass jede Mahlzeit genau in dem Moment fertig ist, in dem der Lieferant an der Haustür klingelt.

Um gesundheitliche Aspekte geht es bei einer Doppel-Toilette der Firma Brähmig. „Der Nutzer verlässt den Raum, die Tür wird abgesperrt, das Wasser abgesaugt, die Toilette weggeschwenkt, und eine komplett neue Toilette schwenkt heraus“, erläutert Sandro Claus. Während das erste Klo hinter einer Wand unbemerkt mit einem Hochdruckreiniger von Bakterien und Keimen befreit wird, die für alte Menschen besonders gefährlich sind, steht das zweite schon zur Benutzung bereit.

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