Mehr Kinder ertrunken: Aufsicht besonders wichtig

Bonn (dpa/tmn) - Im vorigen Jahr sind mehr Jungen und Mädchen bei Badenunfällen ums Leben gekommen. Das geht aus der Statistik der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG) hervor. Die Experten nehmen an, dass Eltern vor allem zu Hause zu wenig aufpassen.

Ob Gartenteich, Regentonne oder Planschbecken: Wasser übt auf Kinder eine magische Anziehungskraft aus. Besonders wenn sie noch nicht schwimmen können, kann das fatale Folgen haben - sie können selbst bei niedrigstem Wasserstand ertrinken. „Kleine Kinder verlieren die Orientierung, wenn sie mit dem Kopf unter Wasser geraten sind und unternehmen keine Selbstrettungsversuche“, sagte Inke Ruhe von der Bundesarbeitsgemeinschaft Mehr Sicherheit für Kinder. „Sie gehen unter wie ein Stein. Das geschieht lautlos.“

Eltern bemerkten es daher oft nicht, wenn ihr Kind im Gartenteich, in der Regentonne, im Planschbecken, der Badewanne oder im Swimmingpool in Gefahr gerät. Es sei kein Gestrampel oder Geplantsche zu hören. Die Annahme von Eltern „Ich höre es schon, wenn etwas passiert“, sei daher falsch. „Im Gegenteil: Wenn ich nichts höre, ist es gefährlich“, sagte Ruhe.

Das A und O sei daher: „Am und im Wasser müssen Kinder immer lückenlos beaufsichtigt werden.“ Das sei zwar lästig, aber unerlässlich. Wenn das Kind zum Beispiel in der Wanne sitzt, dürften Erwachsene nie das Badezimmer verlassen, weil das Telefon klingelt oder es an der Haustür schellt. Ruhe empfiehlt deshalb, das Telefon mit ins Bad zu nehmen und die Haustür zu ignorieren. Es nütze auch nichts, einem eventuell mitbadenden älteren Kind zu sagen: „Pass du mal eben auf“. Es könne die Gefahr nicht erkennen, wenn das kleinere Kind unter Wasser gerät.

Grundsätzlich sollten Kinder so früh wie möglich schwimmen lernen, um Unglücke zu verhindern. Realistisch ist das Schwimmenlernen der Expertin zufolge aber erst ab einem Alter von fünf Jahren. Schwimmhilfen seien im Zweifelsfall kein Lebensretter, warnte sie. Außerdem sollten Eltern darauf achten, dass Teiche, Pools und Regentonnen nicht nur im eigenen Garten mit Deckeln oder Gittern, sondern möglichst auch beim Nachbarn abgesichert seien.

Ist doch das Schlimmste passiert, muss das Kind sofort aus dem Wasser geholt und seine Atemwege frei gemacht werden. Atmet es nicht mehr, müssen umgehend Wiederbelebungsversuche gestartet und der Notruf unter 112 alarmiert werden.

Aus einer am Donnerstag (3. März) in Hannover vorgestellten Statistik der DLRG geht hervor, dass im Jahr 2010 wieder mehr Kinder ertrunken sind: 18 Jungen und Mädchen unter sechs Jahren sowie 15 im Grundschulalter. Nach Einschätzung der DLRG liegt das daran, dass Eltern vor allem zu Hause zu wenig aufpassen und zum Beispiel ihren kleinen Gartenteich nicht als Gefahr ansehen.

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