Im Alter nicht festgefahren: Wie Senioren mobil bleiben

Bonn (dpa/tmn) - Die Sehkraft lässt nach, das Reaktionsvermögen auch: Solche Einschränkungen machen Senioren weniger mobil. Mit Bus, Fahrrad oder zu Fuß bleiben aber noch genug Möglichkeiten, um die eigenen vier Wände zu verlassen.

Ins Auto steigen, den Bus nehmen oder schnell zum Supermarkt radeln: Mobil zu sein trägt viel zur Lebensqualität bei. Wie viel, wird älteren Menschen spätestens dann bewusst, wenn sie weniger beweglich, ausdauernd oder reaktionsschnell sind. Denn dadurch sind sie in ihrer Fortbewegung eingeschränkt. Es lohnt sich deshalb, die eigene Mobilität so früh wie möglich zu stärken und zu erhalten.

Für viele Senioren spielte das Auto über einen langen Zeitraum die Hauptrolle. „Wenn Senioren wahrnehmen, dass sie im Straßenverkehr unsicherer werden, entwickeln sie oft sehr gute Kompensationsmechanismen“, sagt Claudia Kaiser, Referentin für Gesundheits- und Pflegepolitik bei der Bundesarbeitsgemeinschaft der Seniorenorganisation (BAGSO) in Bonn. „Sie fahren beispielsweise nicht mehr bei Dunkelheit Auto, meiden Hauptverkehrszeiten oder beschränken sich auf bekannte Strecken.“

Je mehr das Auto an Bedeutung verliert, umso wichtiger werden andere Fortbewegungsmittel. In städtischen Regionen ist der öffentliche Nahverkehr eine Alternative. „Tatsächlich fällt der Umstieg auf Bus oder Straßenbahn vielen älteren Menschen schwer, wenn sie den Umgang mit Fahrplänen oder Preisen nicht gewohnt sind“, sagt Gerontologin Kaiser. Sich früh damit vertraut zu machen, hilft, Berührungsängste abzubauen. Informationen zu Preisen und Seniorenrabatten bekommen Ältere bei den Anbietern des ÖPNV vor Ort, aber auch in Seniorenbüros.

Wer körperlich nur gering eingeschränkt ist, kann gut aufs Fahrrad umsteigen. Denn es macht nicht nur unabhängig, sondern hält auch fit. Regelmäßiges in die Pedale treten könne viele Krankheiten in Schach halten, sagt Sabine Grundke von der Deutschen Gesellschaft für Allgemein- und Familienmedizin (DEGAM) in Frankfurt am Main. Dazu zählten Bluthochdruck, Gelenkverschleiß, Depressionen und vor allem der sogenannte Altersdiabetes und seine Folgeerkrankungen.

Bevor ein Fahrrad zum täglichen Begleiter wird, sind ein paar Vorbereitungen notwendig. Zuerst sollte unbedingt mit dem Hausarzt gesprochen werden, um Über- und Fehlbelastung zu vermeiden, rät Pflegewissenschaftlerin Grundke.

Nach dem körperlichen Check folgt die Überprüfung des Fahrrads. Schritt eins ist ein klassischer Sicherheitstest. „Dann sollte man eine Probefahrt machen und hinterfragen, ob man sich auf seinem Fahrrad wohl und sicher fühlt“, sagt Bettina Cibulski vom Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Club (ADFC) in Bremen.

Möglicherweise zeigt sich dann, dass ein neues Rad nötig ist. „Die Hersteller tun inzwischen eine ganze Menge, um den Bedürfnissen älterer Menschen entgegen zu kommen“, sagt Cibulski. Besonders wichtig ist für Senioren ein tiefer Durchstieg: Ist das Hauptrahmenrohr zwischen Sattel und Lenker tief heruntergezogen, dann ist das Aufsteigen bequem und der schnelle Abstieg gefahrlos.

Wer sich beim Losfahren oder Anhalten mit beiden Füßen am Boden abstützen und nicht absteigen möchte, der sollte ein Komfortrad mit etwas zurückversetztem Sattel und weiter vorne positionierter Pedale testen. „Eine aufrechte Körperhaltung ermöglicht einen guten Überblick, ein gut gefederter Sattel dämpft Schlaglöcher ab“, zählt Cibulski weitere Prüfkriterien auf. Und: Hydraulische Scheibenbremsen lassen sich mit wenig Kraftaufwand einfach bedienen. Zusätzliche Sicherheit bietet eine Rücktrittbremse.

Besonders viel Stabilität bieten laut Cibulski Dreiräder, mit denen man stehen bleiben kann, ohne anbsteigen zu müssen. Sie sind allerdings erheblich teurer und durch ihre Breite nicht überall praktisch. Und schließlich gibt es mittlerweile eine riesige Auswahl an E-Bikes und Pedelecs. Mithilfe der elektrischen Tretunterstützung brauchen Senioren weniger Kraft und sind trotzdem flott unterwegs.

Wer das Fahrrad zum Hauptfortbewegungsmittel kürt, schwingt sich am besten regelmäßig auf den Sattel. „10 bis 20 Minuten täglich sind durchaus gewinnbringend. Optimal sind 20 bis 30 Minuten an mindestens drei Tagen in der Woche“, sagt Grundke. Dabei muss die Intensität so dosiert sein, dass eine Unterhaltung problemlos möglich ist. Kurzatmigkeit und Keuchen sind Warnzeichen, die nicht übergangen werden dürfen.

Alternativ oder ergänzend zum Fahrrad sind alle Varianten der Bewegung zu Fuß - vom Spaziergang über regelmäßiges Walking bis zum Wanderurlaub - gute Möglichkeiten, Mobilität zu erhalten. Dabei müssten Senioren nicht immer allein losmarschieren, sagt Kaiser. Genauso gut könnten sie sich von Familienmitgliedern, Freunden, Nachbarn oder auch ehrenamtlichen Helfern begleiten lassen. Gemeinsam unterwegs zu sein, motiviere und einmal verabredet, sage man die Runde um den Block nicht so schnell ab.

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