Elternzeit: Wickel-Praktikum oder Karriere?

Männer trauen sich immer noch zu selten, eine Babypause einzulegen. Denn viele haben Angst um das Ende ihrer Laufbahn.

Düsseldorf. Elternzeit nehmen? Zwei Monate aus dem Berufsleben aussteigen? Für Clemens Pelster undenkbar. "Das geht allein aufgrund meiner Position nicht", sagt der 33-jährige Controler, der bald Vater wird. Für ihn und seine Frau sei es aber ohnehin nie eine Frage gewesen, wer die Babypause einlegt. "Wir haben beide ein klassisches Rollenverständnis."

"Bei fortschrittlicheren Paaren ist das aber ein ganz klarer Anreiz, dass nun auch die Väter zu Hause bleiben. Zumindest wird darüber deutlich intensiver nachgedacht und diskutiert", weiß Dettmar aus vielen Beratungsgesprächen. Oft bleibe es aber bei der Idee. Ein Grund: das Geld. "Die Familien fürchten, dass sie mit den 67 Prozent des Gehalts des Mannes, die vom Staat gezahlt werden, und dem nach wie vor oft deutlich geringerem Gehalt der Frau nicht auskommen", sagt Dettmar.

Deutschland Im 1. Quartal 2007 wurden sieben Prozent der Anträge auf Elterngeld Vätern bewilligt. Beim Versorgungsamt Wuppertal stammen acht Prozent der Anträge von Vätern, beim Versorgungsamt in Düsseldorf, bei dem auch Eltern aus dem Rhein-Kreis Neuss, Krefeld und Mönchengladbach ihre Anträge einreichen, zehn Prozent.

Torsten Schumacher, 35 "Ich werde keine Elternzeit nehmen, wenn unser Kind da ist. Als meine Frau schwanger wurde, haben wir uns ohne Diskussion darauf geeinigt, dass sie zu Hause bleibt. Sie will zwei Jahre pausieren und dann wieder arbeiten gehen. Für mich und meinen Arbeitgeber wäre es sehr schwer gewesen, wenn ich zwei Jahre ausscheide. Ich bin bei einer Hilfsorganisation beschäftigt und da ändert sich ständig etwas. Das ist bei meiner Frau zum Glück nicht so. Als Verwaltungsangestellte kann sie einfacher zurückkehren. Grundsätzlich finde ich es aber gut, dass mehr Väter zu Hause bleiben. Das Elterngeld war dafür ein erster wichtiger Schritt."

Oliver mehr, 35 "Ich habe mich noch nicht entschieden, ob ich Elternzeit nehme. Für eine Pause spricht die Zeit, die ich dann mit meinem Kind verbringen kann. Das Elterngeld ist weniger ein Anreiz. Wenn ich eine Pause einlege, dann nur zwei Monate und die auch nicht direkt nach der Geburt, sondern erst später. Gegenüber meinem Arbeitgeber habe ich trotz schon mal angedeutet, dass ich eventuell zwei Monate ausfalle. Er hat das ganz locker genommen. Das stehe mir zu, und bei zwei Monaten sei es noch gut machbar, die Zeit zu überbrücken. Ich weiß auch von anderen Kollegen, dass sie Elternzeit genommen haben. Angst, danach beruflich nicht mehr weiter zu kommen, habe ich daher nicht."

Stefan Krahwinkel, 29 "Wenn in vier Wochen unser Sohn zur Welt kommt, wird erst meine Freundin zwölf Monate und ich danach zwei Monate Elternzeit nehmen. Ob mein Arbeitgeber das gut findet, weiß ich nicht. Aber eigentlich ist mir das auch nicht so wichtig. Es steht mir schließlich zu. Von meinen Kollegen weiß ich, dass sie kein Problem darin sehen, wenn ich zwei Monate ausfalle. Wenn eine Kollegin ein Kind bekommt, wird ja auch nicht groß gefragt. Dass ich nun in eine ,Exotenrolle’ schlüpfe, war mir daher gar nicht so bewusst. Auf die zwei Monate mit mei- nem Sohn freue ich mich sehr, auch wenn ich einen gewissen Respekt vor der Zeit habe."

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