Chemie im Spielzeug: Kinder vor Schadstoffen schützen

München (dpa/tmn) - Gefährliche Farbstoffe in Eis und Kuchen, zu viel Nickel und Weichmacher im Spielzeug - Kinder können sich davor nicht schützen. Zahlreiche Mängel wurden bei Kontrollen gefunden.

Eltern sollten deshalb genau hinsehen, was sie für die Kleinen kaufen.

Das Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) stellte Daten aus Sonderuntersuchungen der Lebensmittelüberwachung vor. Deren Fokus lag 2012 unter anderem auf Kinderspielzeug, das auch in den Bereich Lebensmittelüberwachung fällt.

Metallspielzeug: Als untragbar und schwer vermittelbar bezeichnete BVL-Präsident Helmut Tschiersky erhöhte Nickelwerte in Metallspielzeugen. Fast jeder der kontrollierten Metall- oder Modellbaukasten (87 Prozent) habe erhöhte Mengen an Nickel freigesetzt. Der Stoff gilt als Allergieauslöser bei Hautkontakt.

Holzspielzeug: In jedem zehnten von rund 330 kontrollierten Holzspielzeugen fanden sich mehr Weichmacher als erlaubt. Diese können in der Lackschicht der Spielzeuge vorkommen. Von rund 140 kontrollierten Buntstiften wies jeder fünfte erhöhte Werte auf. Weichmacher gelten als schädlich für das spätere Fortpflanzungsvermögen. Aus welchen Ländern die Spielzeuge stammten, konnte Tschiersky nicht sagen.

Lebensmittel:Gezielt untersuchten die Kontrolleure auch Azofarbstoffe in Lebensmitteln, die Kinder besonders gern essen, wie etwa Eis, Backwaren und Süßigkeiten. Etwa zwei Drittel aller Eis- und Kuchenproben waren nicht ausreichend gekennzeichnet. Bestimmte Farbstoffe können die Aufmerksamkeit von Kindern beeinträchtigen.

Eltern können im Laden kaum erkennen, wie viel Chemie in einem Spielzeug steckt. Die Hersteller müssen die Inhaltsstoffe nicht extra ausweisen. Ein paar Alarmsignale gibt es dennoch.

Riechen: Produkte, die sehr stark riechen, sollten Eltern lieber im Laden lassen. Ein auffälliger Geruch kann ein Hinweis auf gefährliche Inhaltsstoffe wie Weichmacher oder Nickel sein. Auch ein angenehmer Duft ist kein Qualitätsmerkmal, denn die Hersteller versuchen möglicherweise mit sehr starken Fruchtdüften den schlechten künstlichen Geruch zu übertünchen, erklärt Thomas Oberst vom TÜV Süd.

Taschentuch-Test:Eltern können außerdem mit einem feuchten Taschentuch über das Spielzeug reiben. Löst sich Farbe ab, sollten sie auf jeden Fall die Finger davon lassen, rät der Experte. Absolute Sicherheit können der Riech- und Rubbeltest allerdings nicht geben. Auch ein Produkt, von dem sich der Lack nicht löst, kann gefährliche Inhaltsstoffe enthalten. Und: Jeder Verbraucher empfindet Gerüche anders und Düfte verfliegen, wenn das unverpackte Spielzeug schon länger im Regal steht.

Qualitätssiegel:Ein Blick auf die Verpackung ist in der Regel auch nicht besonders aufschlussreich, denn die Hersteller müssen die Inhaltsstoffe nicht extra auflisten. Dem Gesetzgeber reicht die sogenannte CE-Kennzeichnung, mit der Hersteller oder Händler garantieren, dass sie sich an die Richtlinien der europäischen Union halten. Bei der CE-Kennzeichnung handle es sich aber um eine reine Selbstauskunft, warnt Oberst. Er empfiehlt deshalb, auf Qualitätssiegel unabhängiger Organisationen wie das GS-Zeichen für „Geprüfte Sicherheit“ zu achten.

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