Allianz rechnet mit viel mehr Frauen über 100

München (dpa) - Deutschlands größter Lebensversicherer erwartet, dass jeder zweite Neugeborene 100 Jahre leben wird - wobei Frauen die besten Aussichten haben. Warum heute aber kaum ein Mensch älter als 110 wird, ist aber ein Rätsel.

Die Allianz-Versicherung rechnet mit einem enormen Zuwachs im „Klub der Hundertjährigen“. Heute schon lebten in Deutschland rund 17 000 Einwohner, die bereits ihren 100. Geburtstag gefeiert haben. „Durchschnittlich jedes zweite Neugeborene in Deutschland dürfte seinen 100. Geburtstag erleben“, sagte Allianz-Volkswirtin Michaela Grimm in München. Die besten Aussichten hätten gut ausgebildete Frauen. „Heute ist die Zahl der hundertjährigen Frauen knapp viermal so hoch wie die der Männer“, sagte Grimm.

Das sei zum Teil genetisch und biologisch bedingt: „Weltweit haben Frauen eine höhere Lebenserwartung“, erklärte sie. In Deutschland liegt die Lebenserwartung neugeborener Jungen heute bei 78 Jahren, neugeborener Mädchen bei 83 Jahren. Der Unterschied sei in den vergangenen Jahren geschrumpft, weil sich die Lebensformen und Risiken anglichen, von der beruflichen Belastung über das Rauchen und Trinken bis zum Autofahren, erklärte Grimm. „Auf das Rauchen zu verzichten und sich körperlich fit zu halten, sind statistisch gesehen gute Ratgeber für den, der lange leben möchte.“

Dem Geheimnis der Langlebigkeit versuchen Forscher auch mit Hilfe eines Nagetiers auf die Spur zu kommen, dem ostafrikanischen Nacktmull. Während andere Ratten im Durchschnitt drei Jahre alt werden, lebt der Nacktmull über 30 Jahre, ohne Alterserscheinungen oder schwere Krankheiten.

Noch sehr gering ist heute die Zahl derjenigen, die älter als 110 Jahre sind - weltweit sind es gerade mal 70, wie Grimm sagte. Sieben von ihnen seien in Italien geboren. Allerdings dürfte Japan auch in Zukunft die Nation mit den meisten Hundertjährigen bleiben: Im Jahr 2050 soll ein Prozent der Bevölkerung 100 Jahre oder älter sein. Nach Schätzungen der UN gibt es heute weltweit rund 343 000 Hundertjährige, bis zum Jahr 2050 dürften es 3,2 Millionen sein.

Stadtplaner müssten künftig die Bedürfnisse Älterer stärker berücksichtigen, etwa kurze barrierefreie Wege zu Läden und Ärzten, erklärte Grimm. Unternehmen müssten Arbeitsplätze für ältere Mitarbeiter neu gestalten. Und jeder Einzelne müsse durch Geld- und Gesundheitsvorsorge mehr Verantwortung für sein Leben im Alter übernehmen.

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