Zwischen Werkbank und Vorlesung: Duales Studium boomt

München (dpa) - Jobgarantie, Gehalt und eine gute Ausbildung - immer mehr Schulabgänger kombinieren ihr Studium mit betrieblichen Praxisphasen. Von der Doppelausbildung profitieren auch die Unternehmen: Sie hoffen auf dringend benötigte Fachkräfte.

Wie wichtig praktische Erfahrungen sind, weiß Michael Sterr seit seinem Studium. „Aus der Vorlesung wusste ich nur theoretisch, wie man einen Gewindebohrer einsetzt - wie man wirklich damit umgeht, habe ich erst in meiner Praxiszeit gelernt“, sagt der 23-Jährige. Ein Vorteil, den ihm sein Studium bietet. Denn Sterr kombiniert sein Maschinenbaustudium an der Hochschule Regensburg mit einer Berufsausbildung zum Mechatroniker bei Siemens. „Den Stoff, den ich in der Uni lerne, kann ich so direkt in der Praxis anwenden“, sagt der angehende Ingenieur.

Immer mehr Studierende setzen auf ein sogenanntes duales Studium, bei dem sich Theorie-Einheiten an der Hochschule mit den Praxisphasen im Unternehmen abwechseln. Derzeit verzeichnet das Projekt AusbildungPlus in seiner Datenbank mehr als 900 duale Studiengänge.

„In den vergangenen Jahren hat es einen richtigen Run auf das duale Studium gegeben“, sagt die Geschäftsführerin der Initiative Hochschule Dual, Miriam Weich. Den Boom führt sie darauf zurück, dass die Studierenden bereits während ihrer Hochschulzeit wichtige Berufserfahrung im Betrieb sammeln und Kontakte knüpfen können: „Sie stehen automatisch mitten im Leben und lernen früh die Arbeitswelt kennen.“ Das erleichtere ihnen den Berufseinstieg.

Und davon profitieren auch die Unternehmen: Sie erhielten gut ausgebildete und motivierte Nachwuchskräfte, die sich mit den Betrieben identifizierten und nicht mehr lange eingearbeitet werden müssten. „Die Firmen nutzen das duale Studium, um dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken“, sagt Weich. Demnach liegt die Übernahmequote der Absolventen je nach Unternehmen bei 70 bis 100 Prozent.

Kein Wunder also, dass das Konzept in der Wirtschaft gefragt ist wie nie und sich Konzerne wie BMW, Audi oder die Allianz daran beteiligen. Für die Studenten hat das Kombimodell aber auch finanzielle Gründe, denn in der Regel zahlen die Unternehmen ein festes Gehalt. „Das Geld war mit ausschlaggebend dafür, dass ich mich für das duale Studium entschieden habe“, sagt Sterr. 650 Euro verdient er monatlich, damit komme er gut über die Runden. Wieviel Geld die Studierenden erhalten, hängt vom Studienfach und der Firma ab.

Am Ende haben die Absolventen den Bachelor und je nach Studienmodell auch den Berufsabschluss in der Tasche. Zwischen drei- und viereinhalb Jahre dauert das duale Studium, Semesterferien gibt es keine. Dass er für seine Rundum-Ausbildung in Regensburg auf die freien Wochen verzichten muss, stört Sterr aber nicht: „In dieser Zeit hätte ich eh jobben müssen.“ Zudem habe er 30 Urlaubstage im Jahr, „das ist ausreichend“.

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