Wie werde ich..? Optikerin/Optiker

München (dpa/tmn) - Maximilian Voitl ist immer noch begeistert, wie vielseitig sein Job ist. „Als Augenoptiker arbeitet man kundennah und handwerklich“, sagt er. Außerdem erfordere der Job durchaus ein Stück weit Kunstverstand.

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Foto: dpa

Denn der Kunde sollte am Ende nicht nur gut sehen können, sondern seine Brille schön finden. Wer gar kein Gespür für Ästhetik und Design hat, ist in diesem Job verkehrt. Voitl hat seine Ausbildung gerade bei Optik Hankiewicz in München begonnen. Jedes Jahr starten rund 2500 Jugendliche in die Ausbildung.

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Brillen, Kontaktlinsen und Lupen sind das Geschäft des Augenoptikers. Die Fachkräfte stellen Sehhilfen her, passen sie an und reparieren sie. Sie geben Pflegetipps und führen Sehtests durch. Dafür brauchen sie handwerkliches, modisches und kaufmännisches Geschick. Handwerker, Techniker, Designer, Typ-Berater und Kaufleute - laut Matthias Müller vom Südwestdeutschen Augenoptiker-Verband (SWAV) in Speyer sind Augenoptiker alles in einem. Auch Büroarbeit wie Buchhaltung, Materialbestellung und Kostenkalkulation zählen zu ihren Tätigkeiten.

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Voitl ist im ersten Lehrjahr damit beschäftigt, Brillengläser zu schleifen, Schrauben und Nasenpads zu ersetzen oder Übungsbrillen zu reparieren. Er arbeitet täglich von 9.00 bis 18.00 Uhr. Am Samstag hat er zurzeit noch frei, aber später ändert sich das. Bei Arbeitsbeginn prüft er zunächst, ob der Laden sauber ist. Dann ruft er Kunden an, die ihre fertigen Brillen abholen können. Später führt er selbst unter Aufsicht des Meisters kleinere Brillenreparaturen durch und übt an ausgemusterten Brillen, Ausbesserungen zu machen.

In der Berufsschule lernt Voitl im ersten Lehrjahr, Brillen anzufertigen und zu reparieren und Kunden zu beraten. Auch mit den physikalischen Grundlagen der Optik, der Lehre vom Licht, wie den Brechungsgesetzen setzt er sich auseinander. Daneben stehen Anatomie und die Physiologie des Auges auf dem Lehrplan. Später üben die Auszubildenden, Sehtestergebnisse zu interpretieren oder Zusatzprodukte wie Kontaktlinsenpflegemittel zu verkaufen.

Bewerber sollten Spaß an Physik und Mathe haben, sagt Azubi Voitl. Sie dürfen aber keine Eigenbrötler sein, sondern müssen Freude am Umgang mit Menschen und ein Gefühl für Ästhetik haben. Handwerkliches Geschick sei oft nur eine Frage der Übung, erklärt Rainer Hankiewicz vom Zentralverband der Augenoptiker und Optometristen (ZVA). Wichtiger sei „das soziale Handwerkszeug“. Bewerber werden gesucht und sollten mindestens einen guten Hauptschulabschluss haben, erläutert Müller vom Verband. Von Vorteil sind gute Noten in Physik, Mathe und Biologie und ein Interesse an Mode und Lifestyle. Etwa drei Viertel der Auszubildenden sind nach Angaben des ZVA Frauen.

Müller rät, zunächst in einem Ferienpraktikum in den Beruf hineinzuschnuppern. Die Ausbildungsvergütung unterscheidet sich je nach Bundesland. In Berlin erhalten Auszubildende im ersten Lehrjahr etwa 400 Euro brutto und in Bayern 530 Euro. Im dritten Lehrjahr sind es knapp 600 Euro in Berlin und 700 Euro in Bayern. Die Arbeitslosenzahlen im Augenoptiker-Handwerk sind sehr gering. Voitl selbst schätzt seine Zukunftschancen als Augenoptiker als sehr gut ein. Da rund zwei Drittel der Deutschen fehlsichtig sind und sich die Anforderungen an die Augen etwa durch die zunehmende Arbeit am Bildschirm erhöhen, werden Augenoptiker auch in Zukunft gefragt sein, ist sich Müller sicher.

Arbeiten können Augenoptiker in Werkstätten und im Verkauf von Augenoptikfachgeschäften, in der augenoptischen Industrie oder als Außendienstmitarbeiter bei Fassungs- und Glaslieferanten. Gesellen verdienen laut Tarifempfehlung des ZVA etwa 1900 Euro brutto im Monat, ein Betriebsleiter mit Meisterbrief etwa 3000 Euro brutto. Das Gehalt kann aber auch deutlich darunter liegen. Nach der Ausbildung können Gesellen ihren Meister machen, um sich weiterzubilden und eventuell später einen eigenen Betrieb aufzumachen. Nach dem Meister ist auch eine Spezialisierung auf Sportoptik, etwa Wintersportbrillen, oder vergrößernde Sehhilfen möglich. Außerdem ist ein Bachelorstudium etwa im Fach Augenoptik/Optometrie denkbar.

Fast drei Jahre Ausbildung hat Voitl noch vor sich. Noch muss er bei der Brillenherstellung zuschauen. „Ich freue mich schon jetzt auf die erste Brille, die ich vollständig alleine anfertigen darf.“

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