Wie werde ich...? Justizvollzugsbeamter

Stuttgart (dpa/tmn) - Freiwillig ins Gefängnis gehen? Keine schlechte Idee, denn Haftanstalten bieten interessante Arbeitsplätze. Justizvollzugsbeamten winkt ein sicherer und gut bezahlter Job. Sie sollten aber starke Nerven und eine gefestigte Persönlichkeit haben.

Ein ganz normaler Arbeitsplatz ist das Gefängnis natürlich nicht. Mit der vermeintlich harten Realität aus Filmen habe der Alltag dort aber auch nichts zu tun, versichert Georg Seiler. Der 26-Jährige macht seit fast zwei Jahren eine Ausbildung zum Justizvollzugsbeamten. Derzeit absolviert er den Abschlusslehrgang an der Justizvollzugsschule (JVS) in Stuttgart.

Seiler hat bereits eine Ausbildung zum Krankenpfleger abgeschlossen. Bevor er sich für die Ausbildung zum Justizvollzugsbeamten entschied, hat er zwei Jahre auf der Intensivstation eines Krankenhauses gearbeitet. „Am Vollzugsdienst haben mich besonders die guten Verdienstmöglichkeiten gereizt“, gibt er offen zu. Wer als Beamter in einer Haftanstalt arbeitet, könne gutes Geld verdienen und habe eine sichere Stelle.

Die Auszubildenden bekommen rund 900 Euro. Nach erfolgreichem Abschluss der Ausbildung winkt die Übernahme in ein Beamtenverhältnis auf Probe. Das Einstiegsgehalt liegt bei etwa 1800 Euro brutto. Dazu kommen Zulagen, etwa für Nachtschichten.

Der Justizvollzug ist Aufgabe der Bundesländer. Die Inhalte der Ausbildung seien aufeinander abgestimmt und ein Arbeitsplatzwechsel ist über Landesgrenzen hinweg möglich. Kleine Unterschiede gebe es dennoch, erklärt Thomas Müller, Leiter der JVS Stuttgart. Das gelte besonders für das Bewerbungsverfahren. „In Baden-Württemberg müssen sich Bewerber direkt an die Haftanstalten wenden, die ihre Auszubildenden selbst auswählen.“ In einigen anderen Ländern ist das Bewerbungsverfahren zentralisiert.

So zum Beispiel in Sachsen. Dort werden die Bewerbungen im Ausbildungszentrum des Landes gesammelt und ausgewertet. Auch gebe es einen standardisierten Eignungstest und eine Aufnahmeprüfung, erklärt Birgit Eßer-Schneider, Sprecherin des sächsischen Justizministeriums. „Sie beinhaltet einen Sporttest, einen Intelligenz- und Rechtschreibtest und ein ergebnisorientiertes Gespräch“. Eine Kommission entscheidet, wer für die Ausbildung zugelassen wird. „Die Persönlichkeit der Bewerber ist ein maßgebliches Kriterium“, so Eßer-Schneider. Bewerber sollten ein hohes Maß an Lebens- und Berufserfahrung mitbringen. Außerdem brauchen sie eine gefestigte Persönlichkeit.

Die zweijährige Ausbildung setzt sich aus praktischen Phasen in der JVA und schulischem Unterricht zusammen. Der Großteil des Unterrichts bewegt sich im juristischen Bereich: Vollzugsrecht und Strafrecht stehen auf dem Lehrplan.

Hauptaufgabe der Beamten ist, die Häftlinge auf ihre Entlassung vorzubereiten und bei der Resozialisierung zu helfen. Keine leichte Aufgabe, wie Seiler aus eigener Erfahrung weiß. „In Bruchsal gibt es viele Gefangene mit langfristigen oder lebenslänglichen Haftstrafen. Die sehen oft keine Perspektive mehr, und es fällt schwer, sie zu motivieren.“

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