Wie werde ich...? Geomatiker

Köln (dpa/tmn) - Geomatiker sind die Köpfe hinter dem Navigationsgerät im Auto oder der Weltkarte über dem Küchentisch. Diese Fachleute machen aus unendlich vielen Geodaten Karten. Dafür sitzen sie vor dem Computer - oder sie gehen in die Natur und messen selbst.

Die Route zum Ferienhaus ins Navigationssystem eingeben oder die nächste Fahrradtour mit der Radwanderkarte planen: Jeder hat schon einmal Geodaten genutzt. Um sie zu erfassen, zu verarbeiten und aufzubereiten, braucht es Geomatiker. Seit 2010 gibt es den neuen Ausbildungsberuf. Er löst die veraltete Ausbildung zum Kartographen ab.

André Lange (18) und Meik Siebel (29) sind die Ersten, die beim Landesbetrieb Straßenbau Nordrhein-Westfalen in Köln zu Geomatikern ausgebildet werden. Das erste Ausbildungslehrjahr entspricht dem eines Vermessungstechnikers. „Zur Zeit sind wir vier Tage in der Woche auf Autobahnen und Baustellen unterwegs und vermessen selbst“, erklärt Siebel, der wie Lange im August dieses Jahres die Ausbildung begonnen hat. „So lernen wir, wo die Geodaten herkommen, die wir später verarbeiten.“

Mit Hilfe spezieller Software werten Siebel und Lange die Daten am Computer aus. Vermessen sie nicht selbst, beschaffen sie sich die benötigten Daten etwa aus der Straßeninformationsdatenbank Nordrhein-Westfalen. Die von ihnen erstellten Karten werden von Straßenplanern oder auch Straßenmeistereien genutzt. Auch Polizeidienststellen oder Unternehmen aus der Transportwirtschaft verwenden die Straßenkarten des Landesbetriebs.

„Die Zeiten von Gravur, Tinte und Tusche sind vorbei. Geomatiker arbeiten mit modernen Computerprogrammen“, sagt Klaus-Ulrich Komp von der Firma EFTAS Fernerkundung Technologietransfer in Münster. Sie verwenden Vermessungsergebnisse, Luft- und Satellitenaufnahmen und statistische Erhebungen. Daraus machen sie Karten, Pläne und Statistiken. Sogar dreidimensionale Darstellungen sind möglich.

Ihre Arbeitsergebnisse werden in den unterschiedlichsten Bereichen gebraucht: im Umweltschutz, in der Landwirtschaft und im Straßenbau. Auch Mobilfunkanbieter greifen auf die Arbeit von Geomatikern zurück. „Mit Hilfe entsprechender Karten können die Betreiber von Mobilfunknetzen zum Beispiel potenzielle Funklöcher lokalisieren.“

Die Ausbildung zum Geomatiker dauert drei Jahre und findet im Betrieb und in der Berufsschule statt. Laut der Bundesagentur für Arbeit haben die meisten Auszubildenden die Hochschulreife. „Die Ausbildungsgehälter variieren zwischen 500 und 900 Euro brutto im Monat“, so Komp. Das Einstiegsgehalt nach der Ausbildung liegt im Schnitt bei 2000 Euro brutto.

Geomatiker arbeiten in Ingenieurbüros, in Verlagen der Kartographie oder in Medienagenturen. „Ein Geomatiker sollte Spaß an der Arbeit mit moderner Technik und keine Angst vor Zahlen haben“, sagt Udo Stichling, Präsident des Deutschen Dachverbandes für Geoinformation (DDGI). „Und er sollte ein Grundverständnis für Geometrie und Mathematik mitbringen.“

In der Ausbildung lernen die angehenden Geomatiker nicht nur, Geodaten zu erfassen und zu visualisieren, sie kümmern sich auch um die Kundenberatung und das Marketing von Geodaten. Dabei müssen sie immer im Blick haben, welchem Zweck die Aufbereitung der jeweiligen Daten dienen soll.

„Wenn wir zum Beispiel eine Karte für ein mobiles Navigationssystem im Auto erstellen würden, müssten wir entscheiden, welche Daten hier wichtig sind“, erklärt Lange. „Der Autofahrer muss den Verlauf der Straße sehen können, doch ob sich am Straßenrand Bäume befinden, ist für ihn weniger relevant.“ Für die Kollegen aus dem Landesbetrieb seien das jedoch wichtige Informationen. Auch das Verwalten von Geodatenbanken und das Überprüfen von Geodaten auf ihre Aktualität gehört zu ihren Aufgaben.

„Der Fachkräftemangel hat auch die Geobranche erreicht: Sowohl in Behörden als auch in der Privatwirtschaft werden qualifizierte Fachkräfte dringend benötigt“, sagt Stichling. Dementsprechend gute Berufsperspektiven erwarten die Geomatiker. „Vom Routenplaner bis zur App auf dem Smartphone - der Bedarf an Geodaten wird immer größer, da sie heute für eine breitere Masse zugänglich sind“, so Stichling. „Um diese Daten so aufzubereiten, dass neben den professionellen Nutzern sie auch Laien nutzen können, braucht es gut ausgebildete Geomatiker.“

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