Wie werde ich...? Architekt

Braunschweig (dpa/tmn) - Jede Woche ein Entwurf: Das Architekturstudium kann ganz schön stressig sein. Doch wer Nacht- und Wochenendarbeit nicht scheut, hat einen tollen Job: Denn Architekten bestimmen, wie Menschen leben.

Ein Einfamilienhaus, eine Schule, ein Supermarkt, ein Stadtviertel: Langeweile bekommen Architekten so schnell nicht. Denn ihre Projekte sind vielfältig. Doch so abwechslungsreich der Job auch ist - einfach ist das Studium der Architektur nicht. Genaue Informationen zum Berufsbild hält die Bundesagentur für Arbeit bereit.

Das weiß auch Aida Nejad. Die 23-Jährige studiert an der Technischen Universität Braunschweig im siebten Semester Architektur. „Die Regelstudienzeit liegt bei sechs Semestern“, erzählt sie. Doch nur wenige schaffen das Studium in dieser Zeit. Die Semester sind vollgepackt. Der Studienalltag ist durch die fast wöchentlichen Abgaben von Entwürfen oder Modellen stressig. Die Folge: Nacht- und Wochenendschichten sind keine Seltenheit.

Während manche Studenten vor allem Theorie pauken, lernen angehende Architekten schon im Studium Theorie und Praxis kennen. Aida Nejad musste Fächer wie Tragwerkslehre, Baustoffkunde, Statik und Bauphysik belegen. Dabei lernte sie verschiedene Baumaterialien und deren Eigenschaften kennen.

Das Wissen wird jedoch nicht nur in Klausuren abgefragt, wie die 23-Jährige berichtet. Sie muss das gelernte Wissen praktisch umsetzen. „Im Wesentlichen müssen wir jede Woche Modelle und Pläne anfertigen.“ Die Studenten sollen unter Zeitdruck zu immer anderen Themen neue Ideen haben. Das hält nicht jeder durch: „Von unserem Semester mit anfänglich 140 Studenten war nach dem zweiten Semester nur noch knapp die Hälfte übrig.“

Wer Architekt werden will, kann das nur über ein Studium an einer Hochschule, Fachhochschule oder Akademie werden, erklärt Christof Rose, Sprecher der Architektenkammer Nordrhein-Westfalen in Düsseldorf. Die Auswahlkriterien für ein Bachelor-Studium sind dabei unterschiedlich. „Viele Hochschulen wählen nach Abiturnoten aus, andere fordern Praktika, Arbeitsmappen oder Eignungsprüfungen.“

Zum Beispiel für den Bachelor in Architektur an der TU München (TUM): „Bei uns gibt es ein zweistufiges Auswahlverfahren“, sagt Marga Cervinka, Studienfachberaterin der TUM-Fakultät für Architektur. In der ersten Phase spielen die Noten in Mathematik, Kunst, Englisch und Deutsch eine Rolle. Dazu müssen Bewerber eine Mappe mit persönlichen Zeichnungen, Skizzen oder Fotografien einreichen. Als zweiter Schritt folgt dann ein Vorstellungsgespräch.

„Kreativ zu sein ist wichtig, reicht aber nicht aus“, betont Rose. Wichtig sei auch das mathematisch-naturwissenschaftliche Verständnis. „Architekten müssen viel rechnen.“ Sie müssten die Statik eines Baus richtig bewerten und ein Projekt so planen können, dass die Kosten eingehalten werden. Wer später freischaffend tätig sein möchte, müsse außerdem kaufmännisch rechnen und arbeiten können.

Außerdem bräuchten Architekten kommunikatives Geschick, sagt Rose. Sie müssen mit Bauherren und Investoren genauso gut einig werden wie mit Behörden oder den Arbeitern auf dem Bau.

Als Architekt dürfen sich laut Rose nur diejenigen bezeichnen, die in der Architektenliste einer Landeskammer eingetragen sind. Um sich in diese Liste eintragen zu können, müssen mehrere Kriterien erfüllt werden. Sie variieren leicht von Bundesland zu Bundesland. „Im Kern wird verlangt, dass man ein mindestens achtsemestriges Fachstudium erfolgreich abgeschlossen hat und danach zwei Jahre Praxiserfahrung gesammelt hat.“ Wer einen Bachelor mit weniger als acht Semestern Regelstudienzeit gemacht hat, muss einen Master draufsatteln.

Doch auch mit der Zulassung muss nicht alles glatt laufen. Denn nach Angaben der Bundesarchitektenkammer verlassen pro Jahr durchschnittlich rund 9000 Absolventen der Fächer Architektur, Innenarchitektur, Landschaftsarchitektur und Stadtplanung die Universitäten und Fachhochschulen. Dies sind demnach doppelt so viele Absolventen wie altersbedingt Berufsangehörige aus dem Arbeitsleben ausscheiden. Für Anfänger gibt es daher oft nur befristete Arbeitsverträge in Architekturbüros. Häufig liegt das Jahreseinkommen bei 30 000 Euro oder weniger.

Aida Nejad ist ihrem Traum schon einen großen Schritt näher gekommen: Sie beginnt nun ihre Bachelorarbeit und schließt ihr Studium bald ab. „Das klingt vielleicht alles ziemlich schlimm“, sagt sie über ihre vergangenen Studienjahre. Doch wer sich für den Bau von Häusern begeistern könne, sei in dem Fach genau richtig - und so schrecklich sei das Studium dann gar nicht mehr.

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