Studie: TV-Serien verzerren die Berufswelt

Münster (dpa) - Im Fernsehen wimmelt es von Herzchirurgen, Stardesignern und Rechtsanwälten: TV-Serien zeigen ein völlig verzerrtes Bild der Berufswelt. Das untermauert eine neue Studie von Kommunikationswissenschaftlern der Universität Münster.

„Die Berufswelt in den Serien hat mit der Realität wenig gemein“, erläuterte eine Sprecherin. „Während fast jeder dritte der knapp 40 Millionen berufstätigen Deutschen im Jahr 2007 in der Produktion beschäftigt war, ist es in den Serien nur etwa ein Prozent. Dagegen arbeiten in den Serien je 30 Prozent in der Gastronomie und im Bereich der sonstigen Dienstleistungen. In der Realität sind diese Berufsgruppen mit drei und sieben Prozent wesentlich kleiner.“

Den Angaben zufolge sind 35 Prozent der Serien im deutschen Fernsehen thematisch in den Bereichen Verwaltung und Verteidigung angesiedelt. „19 Prozent spielen im Gesundheits- und Sozialwesen“, so die Sprecherin. Das Institut für Kommunikationswissenschaft unter Professor Volker Gehrau hat die Berufsdarstellungen in TV-Serien analysiert und auch die Folgen bei jungen Zuschauern untersucht. Es wurden gut 1300 Schülerinnen und Schüler zu Berufsvorstellungen je nach Mediennutzung untersucht. „Dieses verzerrte Bild der Berufswelt wirkt sich nachhaltig auf die Berufsvorstellungen Jugendlicher aus: So steigt beispielsweise der Wunsch, im Gesundheitswesen zu arbeiten signifikant mit dem Konsum von gesundheitsbezogenen Serien an.“

Allgemein unterschieden sich die Berufswünsche von Jugendlichen erheblich von der realen Berufsverteilung, auch wenn sie nicht ganz so stark von der Realität abwichen wie die Berufswelt in den Serien, hieß es. „Das Interesse am Handwerksgewerbe beispielsweise ist wohl auch deshalb gering, weil zugehörige Berufsfelder im Fernsehen keine Rolle spielen“, sagte die Universitätssprecherin zu den Ergebnissen.

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