Die Qual der Wahl - Eine gute Weiterbildung finden

Berlin (dpa/tmn) - 20 000 Anbieter, mehr als 670 000 Kurse: Bei so vielen Angeboten die passende Weiterbildung zu finden, ist schwer. Um Zeit und Geld sinnvoll zu investieren, sollten Berufstätige den Abschluss genau prüfen - und bei den Anbietern einen Testanruf machen.

Die passende Weiterbildung zu finden, ist wie in einem Restaurant zu sitzen, in dem die Speisekarte ewig lang ist: Das Angebot ist riesig - am Ende weiß mancher nicht mehr, was er eigentlich bestellen will. Rund 20 000 Anbieter tummeln sich auf dem Fortbildungs-Markt - und bieten mehr als 670 000 Kurse an. Auch wenn davon nicht für jeden alle infrage kommen: Meist hat der Einzelne zu einem Thema doch Dutzende Seminare zur Auswahl. Welcher Kurs lohnt sich?

Alrun Jappe von der Stiftung Warentest beobachtet seit vielen Jahren den Markt. Immer wieder fallen einzelne Kurse negativ auf, erzählt sie. Mal sind die Inhalte hoffnungslos veraltet, mal ist der Unterrichtsraum schlecht geeignet, oder ein Dozenten kennt sich im Thema nicht aus. Bevor Berufstätige sich für eine Weiterbildung entscheiden, sollten sie die Angebote deshalb intensiv prüfen. Hier die wichtigsten Tipps der Experten:

Teuer ist nicht gleich gut: Qualität hat ihren Preis - das gilt für Weiterbildungen nicht immer. Teure Fortbildungen sind nicht automatisch besser, sagt Jappe. Oft seien preisgünstigere Angebote der Volkshochschulen genauso gut. Das legt zumindest ein Test der Stiftung Warentest nahe. Mitarbeiter hatten von Juni 2002 bis Mai 2012 453 Präsenzkurse incognito besucht und ausgewertet. Das Ergebnis: Im Schnitt kosteten die Kurse bei den Volkshochschulen mit rund 5 Euro für 45 Minuten Unterricht zehnmal weniger als kommerzielle Anbieter - diese verlangen dafür 47 Euro. Die Qualität ist jedoch ähnlich gut: Die Volkshochschulen boten in 40 Prozent der Fälle eine „sehr hohe“ oder „hohe“ Qualität - bei den kommerziellen Anbietern waren es nur etwas mehr (50 Prozent).

Mundpropaganda statt Datenbank: Wer in Datenbanken nach einer passenden Weiterbildung recherchiert, ist schnell frustriert. Dort finden sich häufig Dutzende Treffer. „Starten Sie an der Quelle“, empfiehlt die Karriereberaterin Svenja Hofert. Statt im Netz zu surfen, befragen Berufstätige besser erst einmal ihre Kollegen. Eine gute Inspirationsquelle seien auch Businessnetzwerke wie Xing. Dort könnten Berufstätige nach Mitarbeitern in ähnlichen Positionen suchen - und sich ansehen, welche Weiterbildungen sie gemacht haben.

Mit Ehemaligen reden: Wie war der Dozent? Die Lehrmethoden? Der Unterrichtsraum? Um eine Antwort auf diese Fragen zu bekommen, sollten Erwerbstätige mit ehemaligen Teilnehmern reden. Das klingt in der Theorie gut. Doch häufig kennen Verbraucher von den Ehemaligen keinen. In diesem Fall könnten sie versuchen, den Anbieter zu bitten, Kontakt zu früheren Teilnehmern herzustellen, rät Hofert.

Offene Informationspolitik vorziehen: Manche Anbieter machen keine Angaben zu den Lehrmethoden, andere sagen nichts zur Qualifikation des Dozenten. Ist die Informationspolitik eines Instituts schlecht, sollte man sich die Teilnahme an der Weiterbildung gut überlegen. Jappe empfiehlt, Institute mit einer offenen und transparenten Politik vorzuziehen. Denn ist es schon im Vorfeld einer Weiterbildung schwierig, Informationen zu bekommen, werde das während des Kurses nicht besser. Oft sei es auch möglich, bei längeren Fortbildungen einen Monat lang Probe zu hören. Auch sollten Verbraucher nicht vergessen, nach für den Kurs erforderlichen Vorkenntnissen zu fragen. Fehlen dazu Angaben, ist das schlecht. „Wenn Anfänger zusammen mit Profis in einem Marketing-Kurs sitzen, hat niemand einen Lernerfolg“, so Jappe.

Probeanruf machen: Immer gut ist es, vor Vertragsschluss einen Probeanruf beim Anbieter zu machen. „Dann sieht man schon einmal: Sind die fachlich versiert oder habe ich ein Callcenter am Apparat?“, sagt Mirco Fretter, Präsident beim Verband Forum DistancE-Learning. Wenn die Entfernung es zulässt, lohne es sich auch, persönlich in der Weiterbildungseinrichtung vorbeizuschauen. So finden Berufstätige heraus, welche Menschen sich hinter der Fassade des Instituts verbergen.

Art des Abschlusses prüfen: Zertifikat, Zeugnis oder Diplom - Weiterbildungen enden mit den unterschiedlichsten Abschlüssen. Und viele davon klingen ausgesprochen gut. Wer einen Nachweis will, sollte sich genau erkundigen, was hinter dem Titel steckt - und wer ihn anerkennt. Erster Anhaltspunkt, um Qualität zu erkennen, seien Qualitätssiegel, so Jappe.

Das Kleingedruckte studieren: Haben Berufstätige sich für eine Weiterbildung entschieden, bleibt als letzter Stolperstein der Vertrag. Einen seriösen Anbieter erkennen Berufstätige daran, dass sie innerhalb von 14 Tagen kostenlos vom Kurs zurücktreten können. Außerdem sollte es möglich sein, den Kurspreis gebührenfrei in Raten zu zahlen und sich für drei Monate eine Auszeit zu nehmen, so Fretter.

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