Verbraucherschutz Wearables und Fitness-Apps: Warnung vor leichtfertigem Umgang mit Gesundheitsdaten

Verbraucher- und Datenschützer weisen auf die Risiken hin, die sogenannte Wearables und Fitness-Apps für den Nutzer bedeuten.

Die Verbraucherzentrale NRW hat Apps und Armbändern zur Fitness-Messung ein schlechtes Zeugnis in Sachen Datenschutz ausgestellt.

Die Verbraucherzentrale NRW hat Apps und Armbändern zur Fitness-Messung ein schlechtes Zeugnis in Sachen Datenschutz ausgestellt.

Foto: Michel Winde

Düsseldorf. Wearables und Fitness-Apps (s. Infokasten) bieten dem Nutzer nicht nur nützliche Informationen. Es drohen auch Gefahren. Kai Vogel, Gesundheitsexperte beim Verbraucherzentrale Bundesverband, sagte am Mittwoch in Düsseldorf bei Vorstellung einer Untersuchung der Verbraucherzentralen: „Über diese Anwendungen können äußerst sensible Gesundheitsdaten vom Nutzer preisgegeben und vom Anbieter erhoben werden.“

Auch in dem aktuellen NRW-Datenschutzbericht wird zwar betont, dass die Sammlung und Auswertung der eigenen Gesundheitsdaten nützliche Informationen zur besseren Vorsorge bieten. Jedoch böten viele der Geräte keine Möglichkeit, Daten selbstständig zu löschen. Wie lange die Hersteller die Daten speichern, bleibe verborgen.

Eben dies bemängeln auch die Verbraucherschützer. Das „Marktwächter-Team“ der Verbraucherzentrale NRW hat zwölf Wearables und 24 Fitness-Apps näher untersucht. Ergebnis laut Ricarda Moll, Referentin in dem Team: „Die Mehrzahl der Apps sendet zahlreiche mitunter sensible Informationen wie Gesundheitsdaten nicht nur an die Server der Anbieter, sondern es werden darüber hinaus auch Drittanbieter wie Analyse- oder Werbedienste eingebunden.“ Auch würden die Nutzer häufig im Unklaren gelassen, was mit den gesammelten Daten passiert. Drei Anbieter stellten ihre Datenschutzhinweise nur auf Englisch bereit. Einige behielten sich eine Änderung der Datenschutzbedingnungen ohne Information des Verbrauchers vor, andere halten es sich offen, die Daten im Fall einer Unternehmensübernahme weiterzugeben. Die Verbraucherschützer haben daher aktuell neun Anbieter abgemahnt.

Eine repräsentative Umfrage unter 1055 Verbrauchern hat ergeben, dass fünf Prozent der deutschen Internetnutzer ein Wearable nutzen. Weitere 15 Prozent halten es für wahrscheinlich, dass sie es künftig tun. Mehr als 70 Prozent der Befragten zeigten sich besorgt, was mit ihren Daten passiert.

Verbraucher- und Datenschützer warnen vor den Auswirkungen, die die Wearables künftig im Gesundheitssystem spielen könnten. Kai Vogel: „Krankenversicherungstarife, die finanzielle Anreize mit der fortlaufenden dauerhaften Offenlegungsverpflichtung von Daten verknüpfen, lehnen wir kategorisch ab.“ Aktuell finanzierten die Jungen und Gesunden Alte und Kranke. Doch sobald eine Kasse genügend Daten besitze, um jeweils das individuelle Risiko zu berechnen, werde dieses Grundprinzip aufgelöst. Vogel: „Wer krank oder schwach ist, darf dafür nicht bestraft werden.“ Datenschützerin Helga Block sieht das ähnlich: Versicherte, die nicht in der Lage seien, an Bonusprogammen teilzunehmen, würden von vornherein ausgegrenzt. Der Gesetzgeber müsse für den Einsatz von Wearables und Gesundheits-Apps einen klaren rechtlichen Rahmen schaffen. Verbraucherschützer Vogel hat einen weiteren Ansatz: „Es muss eine öffentliche Online-Plattform geben, die unabhängige Bewertungen digitaler Produkte aufführt, um Verbraucher besser zu schützen.“

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