US-Militär: Barack Obamas neuer Mann am Hindukusch

David Petraeus soll als Oberkommandeur die Wende in Afghanistan bringen.

Washington. David Petraeus (57) ist Amerikas berühmtester General, seit er die 101. Luftlandedivision im Irakkrieg nach Bagdad führte, und sein Erfolg hat ihn in den Augen beider Parteien zu einem Helden gemacht. Dass er sich nun innerhalb kurzer Zeit nach seinem Irak-Einsatz zum zweiten Mal als Kommandeur in einen Krieg schicken lässt, der schwer zu gewinnen ist, lässt den Respekt für ihn nur wachsen.

Dabei ist die Nachfolge von Stanley McChrystal als Oberbefehlshaber in Afghanistan karrieremäßig sozusagen ein Abstieg. Als bisheriger Chef des US-Zentralkommandos, das für den weiteren Nahen Osten zuständig ist, war er McChrystals Vorgesetzter.

Der brillante West-Point-Absolvent brin/gt eine ganze Reihe von Qualifikationen mit, wenn er bereits Ende kommender Woche in Afghanistan das Kommando der Internationalen Schutztruppe ISAF übernimmt. Er kennt die Region, die dortigen Probleme und Herausforderungen im Detail, und er bewährte sich schon vor seinen insgesamt vier Irak-Jahren bei der Operation Joint Forge in Bosnien (2001-2002).

Am wichtigsten aber: Petraeus ist der "Vater" der nachhaltigen Befriedungsstrategie, die Obama in Afghanistan verfolgt und die McChrystal seit einem Jahr umzusetzen versuchte. Petraeus entwickelte sie von 2005 bis 2007 selbst und wandte sie dann als Oberbefehlshaber im Irak an.

Aber Petraeus ist mehr als ein exzellenter Soldat. Er hat auch einen Hang zur Politik, besuchte die Princeton University, erwarb einen Doktortitel auf dem Gebiet "Internationale Angelegenheiten".

Auch in seinen Irak-Zeiten legte er großen Wert auf die Zusammenarbeit mit der zivilen Seite, ein Schlüssel für seine Befriedungsstrategie, widmete sich sozialen Programmen wie dem Bau von Schulen, ebenfalls ein Pfeiler seines Anti-Rebellen-Konzepts.

Das alles verspricht einen reibungslosen Kommandowechsel in Afghanistan. Experten sehen aber ein Handicap: die hohe Erwartungshaltung.

"Wenn man glaubt, dass der Mann, der den Irakkrieg gewonnen hat, jetzt ankommt und in einigen Monaten einen Sieg hinlegt, das ist etwas, das keiner erfüllen kann", sagt Richard Fontaine vom Washingtoner "Center for a New American Security". Aber wenn es jemand schafft, dann Petraeus.

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