Unmut über europäische FDP-Vorzeige-Politikerin

Gegen die Wahl von Silvana Koch-Mehrin zur Vizepräsidentin gibt es Widerstände in allen Fraktionen.

Brüssel. Die Wahl der Vizepräsidenten des Europäischen Parlaments kann eine schlichte Formsache sein - wenn es genau so viele Kandidaten wie Bewerber gibt. Spannend wird es aber bei Kandidatenüberhang. Dann wird richtig abgestimmt und zwar geheim. Und besonders spannend könnte es diesmal für Silvana Koch-Mehrin werden, die Spitzenfrau der deutschen Liberalen. Denn erstens gibt es Kandidatenüberhang und zweitens Unmut über die Politikerin.

Die FDP hat bei der Europawahl mit elf Prozent der Stimmen sehr gut abgeschnitten und schickt ein Dutzend Abgeordnete nach Straßburg. Bekannt ist freilich nur eine: die von allen Plakaten in die Republik strahlende Spitzenfrau Koch-Mehrin. Deren Popularität zu Hause steht freilich in keinem Verhältnis zu ihrem Ruf im Parlament selbst.

Zwar lassen die FDP-Kollegen auf ihre Frontfrau nichts kommen. In allen anderen Fraktionen ist indes die freundlichste Stellungnahme: "Der Enthusiasmus hält sich in Grenzen." Die Verärgerung gilt dem Umstand, dass Koch-Mehrin sich selbst nicht gerade in parlamentarischer Arbeit verschleiße, wohl aber Abfälligkeiten über Kollegen zum besten gebe, die erheblich fleißiger seien.

Auf Kritik an mangelndem Einsatz reagiert Koch-Mehrin empfindlich, lieferte sich deswegen einen heftigen Streit mit deutschen Medien. Die hatten Statistiken veröffentlicht, nach denen die 39-Jährige sich im Hohen Haus viel Abwesenheit geleistet habe.

Laut Koch-Mehrin waren die Zahlen falsch oder irreführend, und sie verwies auf ihre Beanspruchung als dreifache Mutter. Das nennt ein deutscher Unionsabgeordneter "dreist": Wer Zeit habe, zu Talkshow-Auftritten nach Deutschland zu fliegen, könne sich bei parlamentarischen Obliegenheiten nicht als überlastete Mama entschuldigen.

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