Tag der Trauer im Libanon - Wütende Proteste nach Anschlag

Beirut (dpa) - Nach dem verheerenden Terroranschlag mit acht Toten im Libanon werden die Rufe nach einem Rücktritt der von der Hisbollah gestützten Regierung immer lauter.

Landesweit gingen am Samstag zum nationalen Tag der Trauer insbesondere in den von Sunniten dominierten Regionen Menschen auf die Straße und forderten Ministerpräsident Nadschib Mikati auf, abzutreten. Nach einer Krisensitzung des Kabinetts sagte der Regierungschef vor Journalisten, er habe Präsident Michel Suleiman seinen Rücktritt angeboten, bleibe jedoch auf dessen Bitte hin vorerst im Amt.

Der Ministerpräsident argumentierte: „Wir wollen kein Machtvakuum im Libanon.“ Die derzeitige Regierung wurde 2011 von einem Bündnis an die Macht gebracht, das von der pro-syrischen, schiitischen Hisbollah dominiert wurde.

Bei der Explosion einer Autobombe im christlichen Viertel Aschrafijeh waren am Vortag acht Menschen getötet und mehr als 80 verletzt worden. Unter den Toten ist auch General Wissam al-Hassan, ein Sunnit und hochrangiger Funktionär des libanesischen Geheimdienstes, dem der Anschlag nach Ansicht von Beobachtern galt. Al-Hassan stand der anti-syrischen Zukunftsbewegung des Oppositionspolitikers Saad Hariri nahe. Viele sehen die Verantwortlichen für den Anschlag daher in Damaskus.

Al-Hassan soll nach dpa-Informationen am Sonntag an der Seite von Ex-Ministerpräsident Rafik Hariri im Zentrum von Beirut begraben werden. Der Vater von Saad Hariri war 2005 ebenfalls bei einem Bombenanschlag getötet worden. Damals war Al-Hassan sein Sicherheitschef. Auch damals machten viele Syrien verantwortlich - bewiesen werden konnte das aber nicht.

International wurde der Bombenanschlag scharf verurteilt. Der Weltsicherheitsrat sprach von einem Versuch, den Libanon „mit politischen Hinrichtungen zu destabilisieren“ und verlangte ein sofortiges Ende der Gewalt gegen Politiker. Das höchste UN-Gremium forderte die Libanesen auf, an der nationalen Einheit festzuhalten und den nationalen Dialog fortzusetzen.

„Es gibt keine Rechtfertigung dafür, einen Mordanschlag als politisches Werkzeug zu nutzen“, sagte auch Tommy Vietor, Sprecher des Nationalen Sicherheitsrates in Washington. Die USA würden der Regierung in Beirut zur Seite stehen, wenn sie die Verantwortlichen für die „barbarische“ Tat zur Verantwortung zöge. Vietor betonte, dass die Sicherheit des Landes sehr bedeutend für die Stabilität in der Region sei.

UN-Generalsekretär Ban Ki Moon forderte, das Attentat müsse gründlich aufgeklärt, die Verantwortlichen müssten zur Rechenschaft gezogen werden. In einer am Freitag in New York verbreiteten Mitteilung rief er alle Beteiligten im Libanon auf, sich von dem „abscheulichen Terrorakt“ nicht provozieren zu lassen.

Papst Benedikt XVI. wünschte dem Libanon Frieden und Versöhnung. In einem vom Vatikan veröffentlichten Beileidstelegramm an den maronitischen Patriarchen Béchara Boutros Rai drückte Benedikt seine Trauer und sein tiefes Mitgefühl mit den Familien der Opfer und dem libanesischen Volk aus. Der Papst hatte erst vor einem Monat den Libanon besucht.

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