Synode in Rom: Heilige Hildegard ist Kirchenlehrerin

Rom (dpa) - Nur fünf Monate nach ihrer Heiligsprechung hat Papst Benedikt XVI. die deutsche Mystikerin, Äbtissin und Autorin Hildegard von Bingen am Sonntag zur Kirchenlehrerin ernannt.

Sie habe als „bedeutende weibliche Gestalt des 12. Jahrhunderts“ einen wertvollen Beitrag zur Entwicklung der Kirche ihrer Zeit geleistet, sagte der Papst bei einem feierlichen Gottesdienst auf dem Petersplatz in Rom.

Zugleich eröffnete der Papst eine der größten Bischofssynoden in der Geschichte. Rund 260 Bischöfe sowie rund 100 weitere Teilnehmer beraten drei Wochen über die „Neuevangelisierung für die Weitergabe des christlichen Glaubens“. Vor allem geht es um die Glaubensmüdigkeit in den Industrieländern. „Die Kirche existiert, um zu evangelisieren“, sagte Benedikt XVI.

Hildegard habe sich als Frau von „lebhafter Intelligenz, tiefer Sensibilität und anerkannter geistlicher Autorität“ erwiesen, sagte der Papst. Die Benediktinerin (um 1098 bis 1179) trägt als vierte Frau den Titel, mit dem die katholische Kirche besondere Rechtgläubigkeit in der Lehre, Heiligkeit oder wissenschaftliche Leistung würdigt.

Zum Kirchenlehrer erhob der Papst auch den heiligen Johannes von Avila. Dem Kreis der 35 Kirchenlehrer („doctor ecclesiae“) gehören mit Hildegard und dem heiligen Albertus Magnus nun zwei Deutsche an.

Benedikt hatte Hildegard von Bingen am 10. Mai heiliggesprochen. Der Papst habe schon zuvor von der heiligen Hildegard gesprochen - und sich erstaunt gezeigt, dass sie noch nicht offiziell in diesen Stand erhoben war, sagte der Präfekt der Kongregation für die Selig- und Heiligsprechungen, Kardinal Angelo Amato, bei einem Empfang im Vatikan. Man habe versprochen, das schnell in Ordnung zu bringen. Auch sei Joseph Ratzingers Unterschrift schon 1979 die dritte unter einem Dokument gewesen, mit dem die deutschen Bischöfe sich für die Erhebung zur Kirchenlehrerin aussprachen.

„Hildegard ist für uns Christen aktueller denn je“, sagte der Vorsitzende der deutschen Bischofskonferenz Robert Zollitsch. Sie sei besonders für die Frauen eine Ermutigung, sich mit ihren Fähigkeiten einzubringen und Kirche mit zu gestalten.

An dem Empfang nahmen auch Benediktinerinnen aus Eibingen teil. „Letztlich ist es der Kraft Ihres Gebetes, Ihres Einsatzes, Ihrer theologischen Forschung zu verdanken, dass wir heute Hildegard als Kirchenlehrerin verehren können“, sagte Zollitsch. Der Erzbischof war vom Papst 2010 als einziger Deutscher in den neu gegründeten Päpstlichen Rat für die Neuevangelisierung berufen worden.

Eine besonderen Schwerpunkt setzte der Papst in seiner Predigt bei der Ehe, die „leider gerade in den seit alten Zeiten evangelisierten Gebieten jetzt aus verschiedenen Gründen eine tiefe Krise durchmacht“. „Es besteht eine offenkundige Entsprechung zwischen der Krise des Glaubens und der Krise der Ehe“, betonte Benedikt.

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