Studium: Im Herbst droht das große Zulassungschaos

Einige Hochschulen, unter anderem Wuppertal, planen ein eigenes Verfahren.

Düsseldorf. Der Präsident des Hochschulverbandes, Bernhard Kempen, bringt es mit derben Worten auf den Punkt: "Das Verfahren zur Hochschulzulassung ist unter aller Sau."

Ähnlich sehen es wohl unzählige Abiturienten, die im Herbst ein Studium aufnehmen wollen, es aber wegen chaotischer Zustände bei der Studienplatzvergabe so schnell nicht können.

Denn Politik, Hochschulen und die Dortmunder Zentralstelle für die Vergabe von Studienplätzen (ZVS) sind nicht in der Lage, sich auf ein einheitliches Verfahren zu einigen.

Bundesweit ist jeder zweite der rund 11 000 Studiengänge mit einem örtlichen Numerus Clausus (NC) versehen, in NRW sind es derzeit 37 Prozent. Außer in Medizin können sich die Unis in den NC-Fächern ihre Studenten selbst aussuchen. Doch damit sind sie überfordert. Nicht zuletzt, weil sich viele Schulabgänger gleichzeitig an mehreren Hochschulen bewerben.

Da es zwischen den Unis jedoch keinen Datenabgleich gibt, führen Mehrfachbewerbungen oft zu Mehrfachzulassungen von Abiturienten. Schätzungen zufolge werden so bis zu 20 Prozent der Studienplätze in den Mangel-Studienfächern blockiert. "Diese Plätze werden dann erst über ein Nachrückverfahren besetzt. Das heißt, dass man als Bewerber einen verspäteten Studienstart einkalkulieren muss", erklärt Ulrich Thöne, Vorsitzender der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft.

Eigentlich hatte die ZVS das Chaos verhindern und alle Anträge für die einzelnen Hochschulen entgegennehmen sollen. Daran ist aber nicht zu denken. Die ZVS habe das Übergangsverfahren nicht fristgerecht umsetzen können, heißt es bei der Hochschulrektorenkonferenz. 2008 hatten sich an einem ähnlichen ZVS-Modell indes nur zwölf Unis beteiligt. Bildungsministerin Annette Schavan (CDU) macht nun Druck und lässt das Fraunhofer-Institut für Rechenarchitektur einen "internetgestützten Datenabgleich" erarbeiten.

Die Unis in zehn Städten wollen darauf nicht warten. Sie stellen ihr eigenes Vermittlungs-Infosystem auf die Beine. Unter dem Namen "Stine" wollen die drei Hamburger Hochschulen sowie die Unis in Wuppertal, Duisburg-Essen, Bonn, Paderborn, Heidelberg, München, Mainz und Kiel Bewerbung und Einschreibung vereinfachen. Die infolge von Mehrfachbewerbungen freien Plätze sollen über eine "Chancenbörse" im Internet vermittelt werden.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort