Strauß war im Fadenkreuz der RAF

Ein Terror-Kommando wollte den CSU-Chef mit einem Sprengstoff-beladenen Modellflugzeug in München ermorden.

Düsseldorf. Die RAF wollte 1977 auch den damaligen CSU-Vorsitzenden und späteren bayerischen Ministerpräsidenten Franz Josef Strauß ermorden. Und die Vorbereitungen für einen solchen Anschlag hatten das Stadium allgemeiner Planungen schon hinter sich gelassen. Das berichten jetzt die beiden Söhne Franz Georg (47) und Max Josef (49) sowie die Strauß-Tochter Monika Hohlmeier (46) in einem Interview mit der Bildzeitung.

Die damalige RAF-Terroristin Verena Becker habe damals in einem Münchner Hochhaus in Sichtweite der Wohnung der Familie Strauß schon eine konspirative Wohnung angemietet, so Monika Hohlmeier. Und: "Dort sind die Terroristen eingezogen und haben unsere Wohnung mit Ferngläsern beobachtet, uns ausgespäht."

Später, so die Strauß-Kinder, seien Pläne gefunden worden, "die eine Sprengstoffattacke auf unsere Wohnung mit Modellflugzeugen vorsahen". Da die Münchner Stadtwohnung der Familie Strauß gleich von zwei benachbarten Hochhäusern einsehbar gewesen sei, musste die Familie umziehen, erinnert sich Franz Georg Strauß an diese Zeit.

Auch wenn eine offizielle Bestätigung durch das Bundeskriminalamt nicht vorliegt, erscheinen die Angaben plausibel. Franz Josef Strauß, damals Bundestagsabgeordneter und CSU-Chef, gehörte im "Deutschen Herbst" zu den meistgehassten Feindbildern der RAF. Am 5. September 1977 hatte ein Terrorkommando in Köln den Arbeitgeberpräsidenten Hanns Martin Schleyer entführt, um elf RAF-Mitglieder freizupressen, darunter die in Stammheim einsitzenden Andreas Baader, Gudrun Ensslin und Jan-Carl Raspe.

Strauß gehörte damals zu dem von Bundeskanzler Helmut Schmidt (SPD) eingerichteten Krisenstab. Nach Zeitungsberichten setzte sich der CSU-Chef im Krisenstab für eine extrem harte Gangart ein, der Spiegel wollte wissen, dass sogar die Todesstrafe für Terroristen ein Thema gewesen sei. Strauß wurde mit der Forderung nach "massiven Gegendrohungen" zitiert. Teilnehmer der Krisensitzungen bestreiten allerdings, dass die Einführung der Todesstrafe ernsthaft ein Thema gewesen sei.

Unter Führung von Helmut Schmidt blieb die Bundesregierung hart, auch nach der Entführung der Lufthansa-Maschine "Landshut" durch ein mit der RAF verbündetes palästinensisches Kommando. Nachdem die Geiselnahme in Mogadischu durch die GSG9 beendet worden war - dabei wurde keine Geisel verletzt -, nahmen sich am 18.Oktober 1977 in der "Todesnacht von Stammheim" Baader, Raspe und Ensslin das Leben; in der gleichen Nacht töteten RAF-Mitglieder Hanns Martin Schleyer mit drei Kopfschüssen.

Einen Eindruck von der aufgeladenen Atmosphäre jener Tage im Herbst 1977 vermittelt das Bild links. Es zeigt das Bonner Haus von Franz Josef Strauß im September dieses Terrorjahres: Verbarrikadiert hinter einem Schutzwall aus Sandsäcken, bewacht von Beamten mit Maschinenpistolen zeigt es eine Republik im Ausnahmezustand. Die Gefährdung der Repräsentanten des Staates war tatsächlich so real, wie dieses Bild es zeigt. Die Furcht der Familie Strauß war durchaus begründet.

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