Staatskrise: Irans Machthaber wollen die Welt aussperren

Das Regime verhängt eine Ausgangssperre für Journalisten. Dass es so die Massen-Proteste in den Griff bekommt, ist jedoch mehr als fraglich.

Teheran/Hamburg. Oppositionelle werden niedergeprügelt, ausländische Journalisten massiv unterdrückt: Irans Führung begegnet den ungebrochenen Protesten gegen Präsident Mahmud Ahmadinedschad mit schierer Gewalt.

Allen Medienvertretern aus dem Ausland wurde eine Berichterstattung auf offener Straße verboten. "Kein Journalist hat die Erlaubnis, in der Stadt zu berichten, Filme zu drehen oder Bilder zu machen", sagte ein Vertreter des zuständigen Kulturministeriums gestern in Teheran.

Die Deutsche Presse-Agentur (dpa), mit der auch unsere Zeitung zusammenarbeitet, setzte ihren Korrespondenten-Berichten gestern demonstrativ die Ortsmarke "Hamburg" statt wie sonst "Teheran" voran, um den Texten den dokumentarischen Charakter zu nehmen. Die dpa sitzt in Hamburg.

Die Organisation "Reporter ohne Grenzen" wies darauf hin, dass im Land Journalisten festgenommen, Zeitungen geschlossen und Webseiten gesperrt wurden. Das Mobilfunknetz sei teilweise abgeschaltet worden.

Mitarbeiter von ARD und ZDF durften nach Angaben der Organisation ihre Hotels nicht verlassen. Im Innenministerium seien vier Mitarbeiter entlassen worden, weil sie Wahlergebnisse genannt hatten, die von den offiziellen Zahlen abwichen, hieß es bei "Reporter ohne Grenzen".

Derweil schwoll die Protestwelle im Iran weiter an. Zehntausende Anhänger der Opposition um Hussein Mussawi versammelten sich in Teheran und anderen Städten, um gegen die zweifelhafte Wiederwahl Ahmadinedschads zu demonstrieren.

Am Montag waren mindestens sieben Menschen ums Leben gekommen. Das Teheraner ARD-Studio berichtete unter Berufung auf Oppositionskreise von 15 Toten. dpa/ams

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