Pfälzer Dorf "Nicht unser Präsident" - Kallstadt und der Rummel um Trumps Wurzeln

Donald Trumps Großeltern stammen aus dem pfälzischen Kallstadt. Das hat dem Dorf vor der US-Wahl einen gewaltigen Medienrummel beschert. Doch die meisten Bewohner reagieren gelassen - und versuchen, dem Trubel etwas Positives abzugewinnen.

Die Großeltern von Donald Trump kommen aus dem Pfälzer Kallstadt

Die Großeltern von Donald Trump kommen aus dem Pfälzer Kallstadt

Foto: Uwe Anspach

Kallstadt (dpa) - Es gibt Dinge, die bringen selbst besonnene Pfälzer auf die Palme. „Was im letzten halben Jahr in Kallstadt los war, das stinkt jedem hier“, schimpft Hans-Joachim Bender. Seit der beschauliche Ort an der Deutschen Weinstraße, Heimat der Großeltern von US-Präsidentschaftskandidat Donald Trump, im Fokus der Öffentlichkeit steht, muss der 74-jährige Winzer im Ruhestand beinahe jede Woche die gleichen Fragen der Journalisten beantworten.

Was halten sie hier von dem Mann, der nach dem mächtigsten Amt der Welt strebt? Welche Eigenschaften verbinden den Milliardär und die Einwohner Kallstadts? Bender, selbst ein entfernter Verwandter Trumps, kann die Fragen nicht mehr hören. Selbst das „Wall Street Journal“ war schon im Ort.

Die US-Bürger wählen und warten geduldig, bis sie dran sind
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„Das war ein ziemlicher Hype“, sagt auch Bernd Karst, Inhaber der Saumagenstube, einem Traditionslokal in Kallstadt. Mit pfälzischer Gelassenheit fügt er hinzu: „Es war ganz lustig, man darf das nicht so eng sehen.“ Karst hat wie viele im Dorf eine pragmatische Haltung zum Medienrummel gefunden, beantwortet auch zum zehnten Mal die gleichen Fragen ohne großes Murren. Und er kann dem Trubel auch Positives abgewinnen: „Wir kommen in die Weltpresse. Dieser Vorteil ist unbezahlbar - er bringt Besucher nach Kallstadt.“

Die Filmemacherin Simone Wendel nennt diesen Umgang mit dem Medienansturm „humorvolle Gelassenheit“. „Ich habe die Hoffnung, dass die Kallstädter das gut wegstecken.“ Wendel stammt selbst aus dem Ort, hat vor zwei Jahren einen amüsanten Dokumentarfilm über Kallstadt und seine berühmten Nachfahren gedreht - neben Trump stammt auch die Familie des Erfinders von Heinz Ketchup aus dem pfälzischen Dorf. Der Film „Kings of Kallstadt“ lief auch auf Festivals in den USA. Für die Dreharbeiten führte die Filmemacherin ein Interview mit Donald Trump in New York.

Wendel dürfte somit vielleicht die einzige Kallstädterin sein, die den Milliardär persönlich getroffen hat. „Er wusste nicht viel über die Heimat seiner Großeltern, aber er zeigte sich interessiert“, sagt Wendel. Gerade deshalb halten viele Kallstädter eher wenig von Trump. „Er ist so weit weg und hat nichts mit uns zu tun“, sagt Winzertochter Sarah Bühler. „Immer werden wir gefragt, was Trump mit Kallstadt gemein hat - aber das weiß hier keiner.“ Dabei wollten Trumps Großeltern Anfang des 20. Jahrhunderts sogar dauerhaft in die Heimat zurückkehren. Doch weil sie zuvor illegal gegangen waren, verweigerte der bayerische Staat, zu dem die Pfalz damals gehörte, ihre Rückkehr.

Wahlpartys werde es im Ort sicher keine geben, sagt Bühler. „Das ist nicht das allerwichtigste auf der Welt - es ist ja nicht unser Präsident, der da gewählt wird.“ Häufig ist bei den Bewohnern sogar eher eine ablehnende Haltung gegenüber dem oft rüpelhaft auftretenden Amerikaner zu spüren. „Ich würde ihn nicht wählen“, sagt Rentner Gerd Schramm. Schließlich sei Trump bislang noch in jedes Fettnäpfchen getreten. Seine Frau Veronika, die im Ort eine Pension betreibt, ergänzt: „Viele Leute sagen hier: hoffentlich wird er es nicht. Es kann keiner verstehen, wie er so weit gekommen ist.“ Sie sei nicht besonders stolz darauf, dass Trumps Familie seine Wurzeln in Kallstadt hat. „Wir Kallstädter sind sehr weltoffen - da fällt er aus der Rolle.“

Und wenn er doch gewinnt? Gerd Schramm beweist einmal mehr Sinn für pfälzischen Pragmatismus. „Wenn Trump Präsident wird, wird es heißen, er ist einer von uns. Wenn er verliert, wird man sich distanzieren - wie das halt so ist.“ Klar sei, dass Kallstadt dann noch einmal Schlagzeilen in der Weltpresse machen werde. „Ob es gute sind, weiß ich nicht“, sagt Schramm.

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