Die USA unter Trump Casting-Star und patriotischer Country: Das bunte Programm für Trump

Salonfähig ist der Name Donald Trump in der gehobenen Musikszene offenbar kaum noch. Selbst für einige Künstler aus der zweiten und dritten Reihe wird die Teilnahme bei seiner Vereidigung zum Spießrutenlauf. Die größte Party wird wohl der Protest gegen ihn.

US Countrysänger Toby Keithsoll zu den wenigen gehören, die bei der Feier zur Amtseinführung Donald Trumps auftreten. (Archivfoto)

US Countrysänger Toby Keithsoll zu den wenigen gehören, die bei der Feier zur Amtseinführung Donald Trumps auftreten. (Archivfoto)

Foto: LISE ASERUD

Washington. Zugesagt hatten nur zwei. Doch mit dem Rapper Common und der Indie-Band The National war schnell klar, dass das Konzert der Gegner von Donald Trump am Vorabend der Vereidigung des neuen US-Präsidenten prominentere Namen bieten würde als die Feiern zur Amtseinführung des Republikaners. Mit seiner mühsamen Suche nach Stars rund um seine Feier hat Trump den Spott der Musikwelt auf sich gezogen. Absagen kamen unter anderem von Elton John, DJ Moby, Andrea Bocelli und der Rockband KISS - aus Termingründen, wie es hieß.

Der größte „Star“ bei Trumps Vereidigung heißt Jackie Evancho, und selbst in den USA kann mit diesem Namen nicht jeder etwas anfangen. Die heute 16-Jährige war 2010 bei der Casting-Show „America's Got Talent“ (das amerikanische Pendant zu „Deutschland sucht den Superstar“) auf Platz zwei gekommen. Seitdem hat Evancho immerhin sechs Alben, drei Live-Alben, eine EP und 31 Singles verkauft - ein wirklich bekannter, sogenannter „A-List“-Star ist sie trotzdem nicht.

Auch Country-Mann Lee Greenwood, der bei der Eröffnungsfeier vor dem Lincoln Memorial am Donnerstag auf dem Programm stand, kennt in den USA nicht jeder. Der Sänger aus Los Angeles zeigt sich gern in Landesfarben, auf seiner Website heißt es „Proud To Be An American“. Nachdem er bei Vereidigungen der Republikaner Ronald Reagan, George H.W. Bush und George W. Bush aufgetreten war, schien ihm der Entschluss bei Trump nicht schwerzufallen. Dem Magazin „Rolling Stone“ sagte der Autor des Songs „God Bless the USA“: „Mann, das wird fantastisch werden.“

Ebenso offen trägt die Rockband 3 Doors Down ihren Patriotismus zur Schau. Ihre Single „Citizen/Soldier“ (Bürger/Soldat) entstand im Auftrag der Nationalgarde, im Musikvideo seilen sich Spezialeinheiten von Kampfhubschraubern ab. „Ich entschuldige mich nicht dafür, für unser Land oder Militär aufzutreten“, teilte auch Country-Sänger Toby Keith mit. Vor Soldaten im Irak und in Afghanistan hat er nach eigenen Angaben bereits mehr als 200 Konzerte gespielt. Keith, 3 Doors Down und die Frontmen of Country sollen laut „Vox.com“ alle auftreten.

Die afroamerikanische Gospel-Sängerin Jennifer Holliday machte dagegen in letzter Minute einen Rückzieher. Nach ihrer Zusage sei sie in sozialen Medien rassistisch beschimpft und bedroht worden. Eigentlich habe sie ihre Stimme einsetzen wollen, um die Menschen zu einen, „weil ich eine Künstlerin bin und Amerika liebe“, sagte der Broadway-Star dem Sender ABC. Die aggressive Kritik im Internet habe sie jedoch umgestimmt. Sogar von Morddrohungen ist die Rede.

Die Piano Guys, die für klassische Interpretationen großer Pop-Hits und von Filmmusik beliebt sind, lassen sich von ihren Plänen dagegen nicht abbringen: Mit ihrem Auftritt in Washington wollten sie wie mit all ihrer Musik „Hoffnung, Liebe und Freude“ verbreiten. „Wir hätten diese Gelegenheit wahrgenommen, egal, wer vereidigt wird“, teilte die vierköpfige Band mit.

Nicht nur Nachwuchs-Talent Evancho, die eine Transgender-Frau als Schwester hat, dürfte die Entscheidung schwergefallen sein. Auch bei den Musical-Tänzerinnen The Rockettes und dem Mormon Tabernacle Choir aus Utah hat die Debatte um ihre Teilnahme zu reichlich Ärger geführt. Ein Sänger trat im Streit um den Auftritt aus dem Chor aus, eine Rockette-Tänzerin berichtete dem „Rolling Stone“: „Die meisten von uns haben sofort Nein gesagt.“ Nun tanzen sie trotzdem.

Mit den Stars von Barack Obamas Vereidigung, der unter anderem Beyoncé, Bruce Springsteen und U2 auf die Bühne geholt hatte, kann Trump jedenfalls nicht mithalten. Die „Queen B“ Beyoncé will wie Katy Perry, Cher und Madonna zwar sehr wohl nach Washington kommen. Zu sehen sein wird sie aber woanders: beim Protest gegen Trump am Samstag.

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