Somalische Piraten entführen deutschen Tanker

Nairobi/Hamburg (dpa) - Somalische Piraten haben im Golf von Aden den deutschen Flüssiggastanker "Longchamp" gekapert, obwohl das Schiff in einem international geschützten Konvoi fuhr.

Das bestätigten ein Mitarbeiter der Reederei in Nairobi sowie ein Sprecher des Hamburger Schiffsfinanzierers MPC, der an dem Tanker beteiligt ist.

Die Piraten hätten das rund 3500 Tonnen große Schiff in den frühen Morgenstunden in ihre Gewalt gebracht, obgleich es in einem Verband fuhr und die indische Marine noch einzugreifen versuchte, sagte der MPC-Sprecher. Der Kapitän des Schiffes habe in einem kurzen Telefonat erklärt, alle 13 Besatzungsmitglieder, 12 Filipinos und ein Indonesier, seien wohlauf.

Das knapp 100 Meter lange Schiff war unterwegs von Europa nach Asien. Es habe den Suez-Kanal durchquert und eigens einen Tag gewartet, um sich dem Konvoi anzuschließen, sagte der Sprecher. Ein Schiff der britischen Marine habe vor der Geiselnahme einen Notruf vom Kapitän der "Longchamp" empfangen, sagte ein Sprecher des Internationalen Schifffahrtsbüros (IMB) in London der dpa.

Der 1990 gebaute Tanker gehört der Gesellschaft MPC Steamship, wird aber von der Hamburger Reederei Bernhard Schulte bereedert. Gechartert hatte die "Longchamp" eine Reederei aus dem liberianischen Monrovia. Das Schiff fährt unter der Flagge der Bahamas.

Der Tanker sei nun aus dem Konvoi ausgeschieden und steuere auf die somalische Küste zu, sagte der MPC-Sprecher. Er rechne mit einer Lösegeldforderung. Das Schiff sei versichert gegen die Folgen von Krieg, Terrorismus und Piraterie. Ein IMB-Sprecher in Kuala Lumpur sagte, die Piraten hätten mehrere Schüsse auf das Schiff abgegeben, bevor sie es enterten.

Vor der somalischen Küste sind in diesem Jahr bereits drei Schiffe von Piraten gekapert worden. Im Kampf gegen die Seeräuber hat die EU zur Zeit vier Schiffe, darunter auch eine deutsche Fregatte, und drei Aufklärungsflugzeuge im Einsatz. Zehn weitere Länder, darunter Indien, haben ebenfalls Kriegsschiffe in die Region entsandt. Sie sollen vor allem Containerschiffe und Tanker vor Angriffen im Golf von Aden schützen, der wichtigsten Handelsroute zwischen Europa, der arabischen Halbinsel und Asien.

Im vergangenen Jahr sind nach IMB-Angaben insgesamt 111 Schiffe von somalischen Piraten attackiert worden. Dutzende wurden entführt. Die Seeräuber erpressten damit Lösegelder von schätzungsweise mehr als 30 Millionen Dollar.

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