Sicherheit ohne Körperscanner

So wird in Israel gezielt nach Verdächtigen gesucht.

Tel Aviv. Israels internationaler Flughafen Ben Gurion gilt als einer der sichersten in der Welt - auch wenn in der Regel keine umstrittenen Körperscanner Passagiere bis auf die Haut durchleuchten. Während in Deutschland über das Für und Wider der Scanner diskutiert wird, hat Israel als Folge von Anschlägen und Flugzeugentführungen bereits seit langem sein eigenes ausgefeiltes Sicherheitssystem eingeführt. Die Philosophie: Anschläge werden von Menschen verübt, die gefunden und gestoppt werden können. Die Methode: Ein Sicherheitssystem, das wie eine Zwiebel mehrere Schichten hat.

Einen Teil dieser Methoden erlebt jeder Reisende. Die erste Kontrolle beginnt an der Zufahrt zum Flughafen. Bewaffnete Sicherheitskräfte schauen in jedes Fahrzeug und fragen Fahrer oder Reisenden, wo er herkommt und wohin er möchte. Sie inspizieren bei verdächtigen Fahrzeugen den Kofferraum. Terrorkommandos oder Autobomben sollen damit bereits Kilometer vor dem Terminal abgefangen werden.

Bevor jeder Reisende sein Gepäck aufgibt und die Bordkarte erhält, muss er eine Befragung über sich ergehen lassen. Trainierte Sicherheitskräfte wollen beispielsweise wissen, ob eine dritte Person Geschenke mitgegeben hat. Ein solches "Geschenk" könnte beispielsweise, wie in einem Fall von 1986, eine Bombe sein.

Nach dieser Befragung werden die Koffer oder Reisetaschen durchleuchtet. Danach prüft Sicherheitspersonal in der Regel noch einmal eigenhändig das Gepäck von Ausländern. Hat man seine Koffer endlich aufgegeben, folgt der nächste Sicherheitscheck - das Handgepäck. Danach passiert jeder Reisende einen Personenscanner, wie er auch in Deutschland üblich ist.

Über das "Erfolgsgeheimnis" des Flughafens hat die Tageszeitung "Jerusalem Post" mit einem Mann gesprochen, der seit rund 30 Jahren im Sicherheitsdienst des Flughafens arbeitet. "Die Leute glauben, dass Profiling altmodisch ist und in die Privatsphäre eingreift, aber es rettet die Lage", sagt er. "Ein Mann mit dem Namen Umar, der von Tel Aviv abfliegt, wird sieben Mal kontrolliert, egal ob er Brite oder Amerikaner ist", sagt er unter Anspielung auf den aus Nigeria stammenden Detroit-Attentäter Umar Farouk Abdulmuttalab.

Beim "Profiling" beobachten Sicherheitskräfte jeden Passagier. Sie schauen in die Augen und fragen nach Reiseplänen. Dabei prüfen sie Mimik und Gestik des Reisenden. Widersprüchliche Aussagen sowie ungewöhnliches, ängstliches oder aggressives Verhalten machen diesen ebenso verdächtig wie Schwitzen oder Vermeiden eines Blickkontaktes.

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