Morddrohungen Sicherheit: Autorin Lamya Kaddor vom Schuldienst beurlaubt

Der Islamwissenschaftlerin wird Deutschenhass vorgeworfen.

Lamya Kaddor fürchtet um ihre Sicherheit.

Lamya Kaddor fürchtet um ihre Sicherheit.

Foto: Dominik Asbach

Duisburg. "Nun ist es passiert." Islamwissenschaftlerin Lamya Kaddor erhält seit der Veröffentlichung ihres jüngsten Buches "Die Zerreißprobe - Wie die Angst vor dem Fremden unsere Demokratie bedroht" Morddrohungen und zieht die Konsequenz: Die 38-jährige Deutsch-Syrerin lässt sich vom Schuldienst beurlauben. Bis zu den Sommerferien ruht ihre Lehrtätigkeit an der Hauptschule Dinslaken-Lohberg.

Auf Facebook schreibt Lamya Kaddor, dass seit der Buchveröffentlichung (21. September) Hass, Verunglimpfungen und Drohungen derart zugenommen hätten, dass "das, was da grad gegen meine Person lanciert wird, nicht mehr berechenbar", ihre Sicherheit nicht mehr gewährleistet sei. Grund: "Nur, weil ich es gewagt habe, einen Blick in Sachen Integration auf die Mehrheitsbevölkerung zu richten." In ihrem Buch appelliert Kaddor, die auch Vorsitzende des Liberal-Islamischen Bundes ist, an die Mehrheitsgesellschaft, sich nicht nur damit zu beschäftigen, was die Flüchtlinge tun können, um integriert zu werden, sondern sich selbst zu ändern.

Allerdings zieht die Deutsch-Syrerin sich nicht völlig aus der Öffentlichkeit zurück: "Nein, ich werde mich nicht aus der Diskussion zurückziehen und auch nicht die Klappe halten. Aber es ist an der Zeit, gegen diese Stimmung im Land den Mund aufzumachen! Und auch die geistigen Brandstifter unter unseren "Intellektuellen" in die Verantwortung für solche Entwicklungen zu nehmen!"

Die Resonanz auf diese Zeilen bestätigt die Befürchtungen Kaddors. In den Kommentaren wird ihr wiederum Deutschenhass, Germanophobie, Rassismus und Volksverhetzung vorgeworfen. Nur wenige loben ihren Mut und ihre Aufklärungsarbeit.

Kaddor hat auch Mails mit der Anrede "Heil Hitler!" erhalten, wie sie in einem Interview mit dem Deutschlandfunk am Donnerstagmorgen berichtete. Die Menschen seien mittlerweile "vollkommen enthemmt", der Staatsschutz ermittle. (mws)

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