Diskussionsbeitrag zur Flüchtlingspolitik Schriftstellerin Roggenkamp über "Die Diktatur des Guten"

Viola Roggenkamp hat sich immer wieder mit jüdischem Leben im Nach-Schoa-Deutschland auseinandergesetzt. Ihre Forderung: Deutschland muss endlich aufhören, Größenfantasien zu erliegen.

Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) steht im September 2015 in Berlin Wange an Wange mit einem Flüchtling, der ein Selfie macht.

Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) steht im September 2015 in Berlin Wange an Wange mit einem Flüchtling, der ein Selfie macht.

Foto: dpa

Berlin. "Es ist beunruhigend. Gute deutsche Freunde reden nicht mehr mit mir. Meine Meinung dümpelt nach ihrer Meinung in der braunen Brühe rechtsextremer Gesinnung. Was habe ich Schreckliches gesagt?" In ihrem Artikel "Die Diktatur des Guten" setzt sich Viola Roggenkamp, in Hamburg lebende Schriftstellerin mit der aktuellen Diskussion um muslimische Flüchtlinge in Deutschland auseinander, die durch die Übergriffe in der Silvesternacht in Köln deutlich an Schärfe gewonnen hat.

Viola Roggenkamp hat sich in ihren Romanen und Sachbüchern (zuletzt „Tochter und Vater“, S. Fischer 2011) immer wieder mit jüdischem Leben im Nach-Schoa-Deutschland auseinandergesetzt. (Archivfoto)

Viola Roggenkamp hat sich in ihren Romanen und Sachbüchern (zuletzt „Tochter und Vater“, S. Fischer 2011) immer wieder mit jüdischem Leben im Nach-Schoa-Deutschland auseinandergesetzt. (Archivfoto)

Foto: Katerina Ameridou

Roggenkamp, Jahrgang 1948, stammt aus einer deutsch-jüdischen Familie. Entsprechend bringt sie einen weiteren Blickwinkel in diese Diskussion ein und erinnert an die Vergangenheit während der Nazi-Zeit: "Betrachten wir es noch einmal. . . . Eine international geachtete Politikerin (Kanzlerin Angela Merkel, Red.) Wange an Wange mit einem aller Mutmaßungen nach arabischen Flüchtling. Sie hält ihr freundliches Gesicht für Deutschland hin. Der glückliche Flüchtling schmust mit der mächtigen Frau. Wie dieses Bild in den sexistischen Niederungen einer muslimischen Welt interpretiert wird? Wir können es uns vorstellen.

Rufen Flüchtlinge in deutsche Kameras „No camp! No camp!“, oder sieht sich eine kleinstädtische Badeanstalt veranlasst, muslimischen Männern aus den benachbarten Asylunterkünften den Zutritt zu verwehren, bis die bereit sind, Frauen zu respektieren, dann taucht im Gemüt des guten Deutschen wer auf? Sein Jude. Er ist kein Überlebender, er ist ein wohlfeiles Gespenst, dem guten Deutschen stets zu Diensten.

Viele Deutsche fühlen sich auf einmal erinnert an die Flucht ihrer Eltern und Großeltern aus Ostpreußen, aus dem Sudetenland. Manche erzählen Flüchtlingen davon. Mit Muslimen geht das, ohne dabei Schuldgefühle haben zu müssen wegen Auschwitz. Diese Menschen mögen die Juden nicht. Das gehört zu ihrer Kultur seit Generationen. Sie sind für mich nicht antisemitisch, wie es die Deutschen unter Hitler waren. Aber sie mögen die Juden nicht, und sie zeigen es hemmungslos. . . .

. . . Jetzt soll ich sagen, was Deutschland denn tun solle? Den eigenen Größenfantasien nicht länger erliegen. Probleme offen benennen. Das Asylrecht nicht verfälschen — und endlich ein Einwanderungsland werden mit Aufnahmebegrenzung!"

Den ganzen Artikel lesen Sie bei der Jüdischen Allgemeinen: "Die Diktatur des Guten"

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