Rösler: Patienten sollen Arztkosten vorstrecken

Der Minister will das Selbstzahlerprinzip ausbauen. Opposition, Kassen und Gewerkschaften sind empört.

Berlin. Gesetzlich Versicherte sollen ihre Behandlung künftig häufiger beim Arzt bezahlen und sich das Geld von der Krankenkassen erstatten lassen. Gesundheitsminister Philipp Rösler (FDP) will so die Finanzierung gesetzlicher Kassen stärker am Vorbild privater Versicherungen ausrichten. Opposition, gesetzliche Kassen, Gewerkschaften und Verbraucherschützer reagierten empört.

Längerfristig soll das Prinzip der Kostenerstattung ausgebaut und sollen Transparenz und Wettbewerb gestärkt werden. "Man muss den Einstieg auf freiwilliger Basis machen", versicherte Rösler. Auch CDU-Experte Jens Spahn sagte: "Uns ist wichtig, dass es sich um eine freiwillige Wahl des Versicherten handelt, für die er sich aktiv entscheiden muss."

Die Kassen lehnen die Pläne ab. "Vorkasse heißt, dass den Ärzten der direkte Griff in die Portmonees ihrer Patienten ermöglicht wird", sagte der Sprecher ihres Verbands, Florian Lanz. Aus Sicht des Verwaltungsratschefs der Barmer GEK, Holger Langkutsch, werden so Einkommens-fantasien der Ärzte gefördert. "Die Gefahr droht, dass Patienten auf erhebliche Mehrkosten sitzen bleiben."

SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach warnte: "Wir werden eine Drei-Klassen-Medizin bekommen, bestehend aus Privatversicherten, denjenigen mit Kostenerstattung - und dann kommt die Holzklasse." DGB-Vorstandsmitglied Annelie Buntenbach warnte: "Die Folge wäre, dass die Versicherten noch mehr draufzahlen und im Zweifel abgezockt werden."

Die Ärzteorganisation Hartmannbund begrüßte die Pläne. "Das soll laufen wie bei Privatversicherungen: Der Patient erhält sein Geld von der Kasse und begleicht erst dann die Rechnung", sagte ein Sprecher.

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