Papst Benedikt auf schwieriger Mission

Nicht nur die Williamson-Affäre belastet die achttägige Nahost-Reise des Pontifex.

Amman. Es ist die heikelste Reise, die Papst Benedikt XVI. seit seinem Amtsantritt vor gut vier Jahren absolviert. Am Freitag begann das Oberhaupt der katholischen Kirche einen achttägigen Besuch im Nahen Osten. In Amman wurde er vom jordanischen Königspaar empfangen. Am Montag wird er in Israel erwartet. 25 Reden, vier Gottesdienste und eine Reihe andere Termine stehen auf dem Terminplan des 82-Jährigen. Und jedes seiner Worte wird auf die Goldwaage gelegt werden.

Benedikt reist wenige Monate nach Ende des Gazakrieges in eine der politisch explosivsten Regionen der Erde. Israelis und Palästinenser werden sehr genau darauf achten, ob und wie sich der Papst zu dem immer noch ungelösten Konflikt äußern wird. Der Botschafter des Vatikans im Heiligen Land, Erzbischof Antonio Franco, baute bereits im Vorfeld der Reise vor und empfahl, den Besuch nicht durch eine politische, sondern eine religiöse Brille zu betrachten. Beides zu trennen, ist jedoch nahezu unmöglich, zumal Gespräche mit Israels Präsidenten Schimon Peres und dessen palästinensischen Amtskollegen Mahmud Abbas auf dem Programm stehen.

Belastet wird die Reise zugleich von den Bestrebungen des Vatikans, den wegen seiner Haltung zum Holocaust umstrittenen Papst der Kriegszeit, Pius XII. (1939-1958), selig zu sprechen. Auch die Wiederzulassung der Karfreitags-Fürbitte durch Benedikt, in der für die Missionierung der Juden gebetet wird, hatte zu Unverständnis in der jüdischen Gemeinschaft geführt.

Nichts aber überschattet das katholische-jüdische Verhältnis so wie die Affäre um den Holocaust-Leugner Richard Williamson, der vom Vatikan wieder in die Kirche aufgenommen worden war. Das israelische Ober-Rabbinat legte daraufhin die Kontakte zum Vatikan auf Eis. Besonderes Unverständnis gab es, weil ausgerechnet ein deutscher Papst diesen Schritt vollzogen hatte. Auch alle klaren Absagen Benedikts an jede Leugnung des Holocausts konnten die Wogen nicht glätten. Die Vorsitzende des Zentralrates der Juden in Deutschland, Charlotte Knobloch, erinnerte gestern daran, dass Williamson bis heute seine Holocaust-Leugnung nicht widerrufen habe und forderte von Benedikt eine Reaktion darauf.

Dass Benedikt auf seiner Reise so konkret wird, ist unwahrscheinlich. Allerdings wurde am Freitag in Amman deutlich, dass er sich erneut für den interreligiösen Dialog einsetzen will. Auf diese Weise hatte er bereits einmal eine heikle Reise gemeistert - als er nach seinem umstrittenen Islam-Zitat in der sogenannten Regensburger Rede die Türkei besuchte.

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