Obamas Verbündete geraten unter Zugzwang

US-Präsident verstärkt die Truppen in Afghanistan. Auch die anderen Ländern sollen mehr leisten.

Washington. Mit seiner Entscheidung, 34.000 zusätzliche Soldaten nach Afghanistan zu entsenden, begibt sich US-Präsident Barack Obama aufs politische Glatteis. Nach eingehenden Beratungen mit seinem Nationalen Sicherheitsrat und führenden Kommandeuren der Streitkräfte ist Obama zu dem Schluss gelangt, dass eine massive Verstärkung der Militärpräsenz unverzichtbar ist, um die Taliban in Schach zu halten. Empfindliche Einbußen hingegen könnte der Präsident in den Wählerumfragen hinnehmen müssen, da nur wenige Amerikaner den seit mittlerweile acht Jahren andauernden Krieg noch unterstützen.

Formal bekanntgeben will der Präsident die Truppenaufstockung nach dem anstehenden Thanksgiving-Feiertagswochenende. Anfang nächster Woche wird Obama eine Grundsatzrede zum Kriegsverlauf und der weiteren Planung halten und darin erklären, warum er trotz des wachsenden politischen Widerstands dem Rat leitender Militärs folgte, von denen einige, unter anderem General Stanley McChrystal, der US-Oberbefehlshaber in Afghanistan, sogar 40000 zusätzliche Soldaten forderten.

McChrystal argumentiert, dass nur auf diesem Wege die Taliban so weit geschwächt werden können, dass sie keine Gefahr für die Regierung in Kabul mehr darstellen. Auch sollen die zusätzlichen Armee- und Marinebrigaden helfen, die Infrastruktur der Taliban zu zerstören und sie somit an der Ausbildung von El-Kaida-Terroristen hindern.

Dass der Präsident allerdings etwas weniger als die geforderten 40000 Soldaten an den Hindukusch entsenden will, hat einen strategischen Hintergrund. Zum einen will er damit die Kritik seiner politischen Gegner entschärfen, die Obama vorwerfen, den Krieg unnötig zu verlängern und mit jedem verstreichenden Tag die Leben weiterer US-Truppen zu riskieren. Zudem will er den Nato-Verbündeten signalisieren, dass er an Lastenteilung denkt und sie ebenfalls ihren militärischen Beitrag erhöhen müssen.

Obama könnte insbesondere die Bundesrepublik in die Pflicht nehmen. Beim Nato-Gipfel am 7.Dezember in Brüssel soll das Thema jedenfalls offen angesprochen werden.

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