Obama in Virginia und Ohio knapp vorn

Washington (dpa) - US-Präsident Barack Obama kann im Wahlkampf punkten. Allerdings bleibt der Wiedereinzug ins Weiße Haus für den Amtsinhaber eine Zitterpartie. Obama liegt nach zwei Umfragen in den besonders heiß umkämpften Bundesstaaten Ohio und Virginia knapp in Führung.

In Virginia habe sich zwar der Vorsprung des Präsidenten vor seinem Herausforderer Mitt Romney halbiert, aber Obama liege mit 51 zu 47 Prozent vorn, berichtete die „Washington Post“ am Sonntag. Unterdessen drohte der nahende Hurrikan „Sandy“ beiden Rivalen den Wahlkampf zu verhageln.

In Ohio würden nach einer Umfrage des TV-Senders CNN 50 Prozent der Befragten für Obama und 46 Prozent für Romney stimmen. Anderthalb Wochen vor der Wahl sei der Vorsprung allerdings so knapp, dass eine sichere Voraussage nicht möglich sei.

Der Bundesstaat Ohio hat beim Rennen um die Präsidentschaft hohen Symbolwert. Wer hier gewinnt, hat den Wahlsieg praktisch in der Tasche. Noch niemals in der Geschichte der USA zog ein Republikaner ins Weiße Haus ein, ohne Ohio für sich gewonnen zu haben. Der letzte demokratische Kandidat, der es ohne Ohio ins Präsidentenamt schaffte, war John F. Kennedy vor mehr als 50 Jahren.

Weil Ohio möglicherweise über den Ausgang der Wahl entscheidet, kämpften beide Kandidaten um Stimmbezirk für Stimmbezirk, berichtete die „New York Times“ am Sonntag. Das Romney-Lager hatte bereits am Freitag erklärt: „Wenn wir Ohio nicht gewinnen, ist es hart, auf nationaler Ebene zu gewinnen.“

Der Staat im Mittleren Westen gehört zu sogenannten Swing States (Wechsel-Staaten), in denen traditionell sowohl Demokraten als auch Republikaner eine Chance haben. In etwas mehr als 40 Bundesstaaten steht in aller Regel bereits vor dem Wahltag fest, welches Lager gewinnt.

Wie wahlentscheidend diese Swing States sind, rechnete die „New York Times“ auf der Basis von Umfragen und Interviews mit beiden Lagern vor. Demnach hat Obama in anderen Bundesstaaten 185 der 270 Wahlmänner sicher. Gut aufgestellt sei er auch in Bundesstaaten, die weitere 58 Wahlmänner stellen. Romney komme auf insgesamt 206. Deshalb geht es nach Angaben des Blattes jetzt vor allem um die 89 Wahlmänner aus Wechsel-Staaten wie Colorado, Florida, Iowa, New Hampshire, Ohio, Virginia und Wisconsin. Die größten Preise sind dabei Florida mit 29 und Ohio mit 18 Wahlmännern.

Große Sorge bereitet beiden Wahlkampfzentralen der nahende Hurrikan „Sandy“. Romney sagte am Samstag eine Veranstaltung in Virginia Beach ab, wo der Notstand herrschte. Auch Obamas Frau Michelle sowie Vizepräsident Joe Biden bliesen wegen der drohenden Sturmgefahr Wahlkampfauftritte ab. Es sei eine Vorsichtsmaßnahme, die vor allem garantieren solle, dass sich die lokalen Sicherheitskräfte und Behörden auf den Sturm vorbereiten könnten, hieß es in einer Erklärung des Weißen Hauses.

Wahlhelfer beider Lager fürchteten am Samstag, dass sich der angedrohte Sturm auf das Wahlverhalten derer auswirken könnte, die bereits im Vorfeld ihre Stimme abgeben wollten. In zahlreichen Staaten gibt es diese Möglichkeit für Wähler, die am Wahltag, dem 6. November, verhindert sind. Die befürchteten tagelangen sturmbedingten Stromausfälle hätten außerdem zur Folge, dass die Wahlkämpfer ihre Zielgruppen teils nicht mehr per Fernsehen erreichen könnten.

Angesichts des Kopf-an-Kopf-Rennens versucht Obama, die für ihn mit wahlentscheidende Gruppe der jungen Wähler zu mobilisieren. Er bat den Musiksender MTV ins Weiße Haus und ließ sich 30 Minuten lang interviewen. Dabei ging es um Jobs, Zukunftschancen junger Leute sowie um seine beiden Töchter Malia und Sasha. Obama enthüllte, dass die beiden noch keinen eigenen Facebook-Zugang hätten - aus Sicherheitsgründen. Zudem äußerte er sich zum Thema Homosexuellen-Ehe und meinte, dass bei diesem Streitthema eher die Bundesstaaten, nicht die Zentralregierung entscheiden sollten.

Auch in der Schlussphase des Wahlkampfes setzt Obama erneut auf die Unterstützung von Ex-Präsident Bill Clinton. Die beiden wollen am Montag gemeinsam bei Wahlveranstaltungen in Ohio, Florida und Virginia auftreten - falls ihnen der drohende Hurrikan „Sandy“ nicht einen Strich durch die Rechnung macht.

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