Wasserpreise zu hoch – NRW prüft

Kartellamt: Behörden sollen auch in NRW die Wasserwerke überprüfen. Differenzen von 180 Euro im Jahr sind viel zu groß.

<strong>Düsseldorf. Nach Telefon, Post und Energie geht es jetzt den letzten staatlichen Monopolen an den Kragen: Den Wasserversorgern - bundesweit rund 6700 Wasserwerken, zumeist kommunale Monopolisten in der Form von Stadtwerken. Losgetreten hat die Lawine Hessens Wirtschaftsminister Alois Rhiel (CDU). Er leitete vor wenigen Tagen Kartellverfahren gegen acht Wasserwerke in seinem Bundesland ein. Der Verdacht: missbräuchlich zu hohe Preise, die um "25 bis 40 Prozent" gesenkt werden müssten, so Rhiel. Nun gilt Hessen als teurer Wasserstandort und rangiert nach Ostdeutschland auf den führenden Plätzen. NRW liegt im Mittelfeld, der Norden und Bayern ganz hinten. Aber auch die nordrhein-westfälische Wirtschaftsministerin Christa Thoben (CDU) hat sich über das Vorgehen ihres Parteikollegen in Hessen bereits ihre Gedanken gemacht: Als Reaktion auf Rhiel und die erste bundesdeutsche Preistabelle für Großstädte hat sie eine Überprüfung des Landeskartellamts angeordnet. "Wir wollen wissen, mit welcher Begründung etwa die Verbraucher in Essen 340 Prozent mehr bezahlen müssen als die Verbraucher in Augsburg", sagte ein Ministeriumssprecher unserer Zeitung.

Abweichungen von über zehn Prozent müssen belegt werden

Jede Abweichung von über zehn Prozent zum Durchschnittswert müsse belegt werden. Ein Genehmigungsvorbehalt wie etwa beim Strom bestehe derzeit nicht. Mehr als 200 Anbieter gebe es in NRW, hieß es weiter. An einen Zwang zur Preisreduzierung sei derzeit allerdings nicht gedacht. In Essen, wie in den meisten Städten, sind die örtlichen Stadtwerke Monopolist beim Trinkwasser.

Lebensmittel: Trinkwasser ist das wichtigste Lebensmittel - es kann durch nichts ersetzt werden. Nach der EU-Trinkwasserverordnung ist es frei von Krankheitskeimen und schädlichen Substanzen und wird ständig kontrolliert.

Verbrauch: Nach Statistiken (2002) hat in den deutschsprachigen Ländern das Fürstentum Liechtenstein mit 680 Litern pro Person und Tag den höchsten Wasserverbrauch, gefolgt von Schweiz (161) und Österreich (146). Der deutsche Pro-Kopf-Verbrauch liegt bei rund 125 Litern. Der größte Wasserverbraucher ist die Toilettenspülung mit 30 Liter pro Person und Tag. Ein Duschgang braucht 10 Liter.

Kosten: Die Wasserkosten liegen in Deutschland bei etwa 2 Euro pro Kubikmeter. Etwa 10 Prozent vom Wasserpreis gehen an die Kommunen. Wasser wird mit 7 Prozent Mehrwertsteuer belastet.

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