Kosten Viele Rentner können sich die Pflege im Heim nicht leisten

Kosten sind in NRW höher als anderswo, weil die Pflegekräfte besser bezahlt werden. Studie empfiehlt Ausbau häuslicher Versorgung.

Senioren können sich das Pflegeheim in NRW immer seltener leisten.

Senioren können sich das Pflegeheim in NRW immer seltener leisten.

Foto: Oliver Berg

Gütersloh. Nordrhein-Westfalen gehört zu jenen sieben Bundesländern in Deutschland, in denen sich Senioren die Unterbringung in einem Pflegeheim oft nicht leisten können. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie der Bertelsmann-Stiftung (Gütersloh). Die durchschnittliche Kaufkraft von über 80-Jährigen reicht demnach irgendwo in NRW aus, um den Eigenanteil für ein Pflegeheim ein Jahr lang zu finanzieren. Im Schnitt deckt ihr Budget nur die Pflegekosten für maximal zehn Monate ab.

Die Untersuchung zeigt, dass die regionalen Unterschiede bei der finanziellen Belastung sehr groß sind. So kostet ein Platz im Heim in NRW pro Tag zwischen 130 Euro in Herne und 153 Euro in Köln oder Krefeld. In Ostdeutschland sind es dagegen meist weniger als 100 Euro täglich. Maßgebend dafür sind laut der Studie die enormen Unterschiede bei den Löhnen im Pflegebereich. Ein Altenpfleger in Borken verdient demnach mit 3175 Euro brutto im Monat fast doppelt so viel wie in Leipzig mit 1714 Euro.

Neben NRW gehören Rheinland-Pfalz, Baden-Württemberg, das Saarland und die drei Stadtstaaten zu jenen Bundesländern, in denen die Pflegekosten das durchschnittliche Jahreseinkommen der Senioren oft übersteigen. Dagegen reicht die Kaufkraft der Betroffenen im Norden und Osten Deutschlands meist aus, um die Heimkosten zu tragen. 2013 waren bundesweit 41 Prozent der Pflegebedürftigen auf Sozialhilfe angewiesen.

Eine Erklärung für das vergleichsweise hohe Lohnniveau der Pflegekräfte könnte die hohe Tarifbindung in NRW sein. „Wohlfahrtsverbände mit meist besserer Bezahlung ihrer Pflegekräfte dominieren hier stärker als in anderen Bundesländern mit mehr privaten Anbietern“, so Stefan Etgeton, Gesundheitsexperte der Bertelsmann-Stiftung.

Die Studie kommt zu dem Schluss, dass es bis zum Jahr 2030 eine große Versorgungslücke im Pflegebereich geben wird. Das könne nur durch eine Verlagerung in die häusliche Pflege gelöst werden. In der Studie heißt es dazu: „Es ist somit im Interesse der Betroffenen als auch der Finanziers, die Pflege im Heim möglichst zu vermeiden oder aber zu verzögern.“

Adolf Bauer, Präsident des Sozialverbandes Deutschland, nannte es „fatal“, wenn bezahlbare Pflege unterbezahlte Fachkräfte voraussetze. Es sei ein Missstand, wenn Senioren sich keinen Heimplatz leisten könnten. Bauer forderte weitere Reformen der Pflege. „Ziel muss es sein, die solidarische Pflegeversicherung zu einer Bürgerversicherung fortzuentwickeln.“

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