Ursache für Kölner Archiveinsturzgeklärt?

Elf Monate nach der Katastrophe weist eine heiße Spur auf massiven Pfusch bei Betonarbeiten hin.

Köln. Der Skandal um Pfusch beim U-Bahn-Bau in Köln nimmt immer größere Dimensionen an. Offenbar wurde auch bei den Betonarbeiten massiv geschlampt - möglicherweise sogar in betrügerischer Absicht. Dies könnte nach Informationen des "Kölner Stadtanzeiger" sogar Ursache für den Einsturz des Stadtarchivs gewesen sein.

Bei der Schlitzwand-Lamelle 11 der U-Bahngrube Waidmarkt unmittelbar an der Einsturzstelle wurden nach Informationen der Zeitung nicht nur Werte des Vermessungsprotokolls dieses 3,40 Meter breiten Wandabschnittes verfälscht, sondern auch im vorgeschriebenen Betonierungsprotokoll - vermutlich wurde dort zu wenig Beton verarbeitet. Nach dem Bericht soll es zudem mindestens 22 weitere Lamellen mit falschen Vermessungsprotokollen geben.

Die Gutachter der Staatsanwaltschaft vermuten seit längerem ein Leck in der unmittelbar vor dem ehemaligen Archiv eingebauten Lamelle 11, durch das Grundwasser in die Baugrube strömte, was zum Einsturz geführt haben könnte.

Im Skandal um die Eisenbügel, die nicht in den Außenwänden der U-Bahn-Haltstellen Waidmarkt, Heumarkt und Rathaus eingebaut wurden, gab Stadtdirektor Guido Kahlen gestern bei einer Pressekonferenz Entwarnung: Die Standfestigkeit sei momentan gewährleistet. Der Verkehr könne weiter laufen, und auch die Karnevalszüge seien nicht gefährdet.

Die Stadt hatte zuvor bestätigt, dass stellenweise nur 17 Prozent der vorgeschriebenen Eisenbügel, die zur Stabilisierung der Baugrube am Heumarkt vorgesehen waren, eingebaut worden waren. Der Rest soll an Schrotthändler verkauft worden sein.

In der Nähe des Waidmarkts war Anfang März 2009 das Stadtarchiv eingestürzt. Dabei kamen zwei Menschen ums Leben, zahlreiche wertvolle Archivalien wurden verschüttet.

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