Tolle Werbung im Jobcenter: 200 Euro extra bei Arbeitsaufnahme

Prämie statt Strafe: Das Dortmunder Jobcenter wirbt mit ungewöhnlichen Methoden, um Arbeitslosen eine Beschäftigung schmackhaft zu machen. Die Bundesanstalt für Arbeit ist nicht begeistert. Der NRW-Arbeitsminister ist hin- und hergerissen.

Dortmund/Nürnberg (dpa). Mit eher ungewöhnlichen Methoden hat das Jobcenter Dortmund versucht, Hartz-IV-Empfängern eine Arbeit schmackhaft zu machen. Das Amt versprach jedem Langzeitarbeitslosen in einem Aushang und auf Handzetteln 200 Euro extra bei Arbeitsaufnahme - und löste damit Kritik aus.

„Das Jobcenter ist etwas über das Ziel hinausgeschossen“, hieß es bei der Bundesagentur für Arbeit in Nürnberg. Rechtlich sei das Vorgehen aber nicht zu beanstanden. Die „Bild“-Zeitung hatte am Freitag unter dem Titel „Hartz-IV-Irrsinn“ über die Werbemethoden in Dortmund berichtet.

Auch Bundesarbeitsministerin Ursula von der Leyen (CDU) zeigte sich wenig begeistert. „Eine allgemeine Pauschale nur dafür, dass jemand eine Arbeit aufnimmt, gibt es nicht. Wer Hartz IV bekommt, hat ohnehin die grundsätzliche Pflicht, jede zumutbare Arbeit anzunehmen“, sagte sie der „Bild“-Zeitung (Samstag).

Nordrhein-Westfalens Arbeitsminister Guntram Schneider (SPD) ist hin- und hergerissen. Er begrüße zwar jede Art von Aktivitäten, um Menschen in Arbeit zu bringen. Zuspitzungen könnten schon mal nützlich sein, um Aufmerksamkeit zu erregen. Der Dortmunder Vorstoß gehe ihm aber doch zu weit. „Das Flublatt ist sehr ungünstig und reißerisch geschrieben.“ Rechtlich sei aber nichts zu beanstanden.

Die Regionaldirektion der Bundesagentur in Düsseldorf reagierte am Freitag gelassen. „Die ganze Werbung ist ganz offensiv, um über unsere Leistungen zu informieren“, sagte Sprecherin Aneta Schikora. Der ungewöhnliche Aushang wurde inzwischen entfernt. Er habe zu missverständlichen Erwartungen führen können, hieß es. „Jede Aufnahme einer sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung wird mit 200 Euro belohnt!“, wurde im Aushang und auf Handzetteln versprochen.

Bei einer ungelernten Tätigkeit soll es sogar ein Einstiegsgeld von 280,50 Euro geben, und das bis zu drei Monate lang. Außerdem könnten 2000 Euro Reparaturkosten übernommen werden, wenn das kaputte Auto für die Arbeit benötigt werde. Prinzipiell seien derartige Zusatzleistungen möglich, erklärte die Bundesagentur. Sie müssten aber - nach individueller Prüfung - zweckgerichtet eingesetzt werden.

So könne zum Beispiel einem arbeitslosen Koch Geld für ein notwendiges Messerset gewährt werden oder einem Bankangestellten ein Zuschuss für einen Anzug. Das Geld könne aus dem allgemeinen Vermittlungstopf gewährt werden. In Dortmund sei halt etwas ungewöhnlich formuliert worden, so die Regionaldirektion.

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