Studie: Jedes fünfte Kind tröstet sich vor dem Bildschirm

Der TV- und Computerkonsum sinkt, wenn sich die Eltern ausreichend kümmern.

Berlin. Jedes fünfte Kind zwischen neun und 14 Jahren tröstet sich vor dem Fernseher oder dem Computer. Je wohler sich Kinder in ihrer Familie fühlen, desto seltener brauchen sie den digitalen Tröster. Und das ist die Mehrheit: "Meine Eltern sehen es mir sofort an, wenn es mir nicht gut geht", sagen zwei von drei Kindern in Deutschland. Ein Drittel dagegen kann nicht sicher sein, Trost, Bestätigung und Anerkennung von seinen Eltern zu bekommen.

Bundesfamilienministerin Ursula von der Leyen (CDU) mahnte am Freitag bei der Vorstellung des LBS-Kinderbarometers: "Wenn Computer und Internet zu Trostspendern werden, müssen wir hellhörig werden."

Erstmals wurden in diesem Jahr bundesweit mehr als 10000 Kinder und Jugendliche zu ihren Erfahrungen und Einstellungen befragt. 95Prozent haben einen Computer zu Hause, jeder Dritte sogar ein eigenes Gerät im Kinderzimmer. Kinder aus Migrantenfamilien sind laut Umfrage heute genauso gut ausgestattet wie gleichaltrige Deutsche.

Die neuen Medien sind alltäglich geworden, vor allem in der Pubertät: Facebook ersetzt das Tagebuch, der Chat das Dauertelefonat. Dennoch: "Die Eltern bleiben unverzichtbar", so die Ministerin. Auch, wenn sich viele oft ohnmächtig fühlten: Laut Umfragen glaubt nur jeder Zweite, die Kinder vor den Gefahren des Internets schützen zu können.

Die jugendlichen Nutzer selbst sehen die Sache überraschend nüchtern: Sie beobachten, dass sie größere Probleme mit den Hausaufgaben haben, wenn sie viel Zeit vor dem Rechner verbringen. Nur jeder Sechste hält den PC für ein Gerät, mit dem man etwas lernen kann. Für die meisten ist er Spaßmaschine, Entspannungsmittel und digitaler Pausenhof.

Der Entwicklungspsychologe Wassilios Fthenakis forderte die Länder auf, Kinder bereits im Kindergarten auf den Umgang mit elektronischen Medien vorzubereiten. Fthenakis stellt sich damit ausdrücklich gegen die Auffassung verschiedener Hirnforscher, die kleine Kinder aus Sorge vor Entwicklungsstörungen am liebsten komplett vom Bildschirm fernhalten möchten.

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