SPD: „Keine Zukunft mit Kurt Beck!“

Innerparteiliche Demokratie: Die SPD-Zentrale reagiert nervös auf ein internes Online-Forum, das sich kritisch mit dem Parteichef befasst.

Krefeld. Dass die SPD womöglich keine Zukunft mit ihrem Parteivorsitzenden Kurt Beck hat, wird in der Republik seit Monaten heiß diskutiert - nicht zuletzt in der SPD selbst. Trotzdem hat der Parteivorstand in Berlin es einem jungen Parteimitglied aus Krefeld nun verboten, in einem SPD-internen Online-Forum eine solche Debatte anzustoßen. Der Betroffene reagiert empört, spricht von Zensur und einem "seltsamen Demokratieverständnis".

Schon als 16-jähriger Schüler wurde Philipp Geldmacher ganz offiziell Sozialdemokrat. Der heute 20-Jährige leistet gerade seinen Zivildienst ab und will bald eine Ausbildung zum Handelsassistenten beginnen. Wie nur wenige andere in seinem Alter ist der junge Mann gesellschaftlich engagiert: Er gehört Bürgervereinen an, ist im Verband Jugendpresse Rheinland aktiv und macht zudem bei den Freunden und Förderern des Eisenbahnmuseums Bochum-Dahlhausen mit.

Seine Leidenschaft aber gehört der Politik. Im Ortsverein Krefeld Süd ist er Vorstandsmitglied, ebenso bei den Krefelder Jusos. Ihn ärgert es, dass seine Partei derzeit so schlecht dasteht und macht dafür "den Schlingerkurs des Parteichefs" verantwortlich, wie er sagt.

"Keine Zukunft mit Kurt Beck!" So nannte er ein Diskussionsforum auf der Internet-Seite "www.meineSPD.net". Zugang zu diesen Foren haben ausschließlich Parteimitglieder; rund 20 000 von ihnen sind dort angemeldet. "Ich bekam darauf eine Menge Zuspruch von Genossen, die mit Becks Amtsführung nicht einverstanden sind."

Weniger erfreut war man dagegen in der Berliner SPD-Zentrale. Toni Ramlow aus der Abteilung Planung und Kommunikation reagierte sofort, sperrte die Diskussionsgruppe und schrieb dem "Lieben Philipp" eine E-Mail, die unserer Zeitung vorliegt.

Darin heißt es, dass "Diskussionen in unserer Partei etwas völlig Normales sind". Doch sie müssten "ordentlich geführt werden", und man müsse sich "an bestimmte Regeln halten". Tatsächlich gehört es zu den Nutzungsbedingungen von "MeineSPD.net", keine Gruppen einzurichten, die "die Diffamierung (...) von Funktions- und Mandatsträgern der SPD zum maßgeblichen Ziel haben".

Philipp Geldmacher will sich trotzdem nicht einschüchtern lassen und weiter parteiintern über die Qualitäten des Parteichefs diskutieren. Sein Angebot: "Gerne kann sich Kurt Beck auch selbst an mich wenden, um darüber zu sprechen." Ob bald ein Anruf aus Mainz in Krefeld eingeht?

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