NRW nach der Landtagswahl Schulen befürworten Rückkehr zu G9

Gymnasien und Elternschaftsvertreter in NRW halten die Pläne von Schwarz-Gelb für richtig. Vielen Eltern kann die Rückkehr zu G9 kaum schnell genug gehen.

NRW nach der Landtagswahl: Schulen befürworten Rückkehr zu G9
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Düsseldorf. Rein in die Kartoffeln, raus aus den Kartoffeln. Zwar sorgt der drastische Kurswechsel der designierten schwarz-gelben Landesregierung, in der Schulpolitik nun doch ab dem Schuljahr 2019/2020 zu G8 und damit zum Abitur nach neun Jahren zurückkehren zu wollen, an den Gymnasien in NRW für einige Verwunderung.

Doch tendenziell befürworten viele Schulen das Ansinnen von CDU und FDP, G9 wieder als Standard an den Gymnasien in NRW zu etablieren und sich mittelfristig vom Turbo-Abi zu verabschieden. Schulen, die allerdings bei G8 bleiben möchten, soll die Möglichkeit hierzu eingeräumt werden - so viel wurde bei den Koalitionsverhandlungen am Mittwoch deutlich.

Wolfgang Mesenholl, Schulleiter am Luisen-Gymnasium Düsseldorf, befürwortet eine einheitliche Regelung in NRW und wünscht sich gar bundesweit einen gemeinsamen Weg in der Frage, wie viel Lernzeit den Schülern bis zum Abitur zugestanden werden soll. „Wenn man diese Entscheidung jeder Schule einzeln überlässt, wäre ein großes Chaos die Folge, das auf dem Rücken der Schüler ausgetragen wird, wenn diese aufgrund von Umzügen die Schule wechseln müssen. Man kann nur hoffen, dass es dann auch bei G9 bleibt und nicht alle paar Jahre wieder eine neue Reform zu grundlegenden Strukturveränderungen führt.“

Welches Modell nun das bessere ist, vermag Mesenholl nicht zu beurteilen. „Beides hat seine Vor- und Nachteile. Für die Tiefe der Bildung ist sicherlich G9 besser geeignet.“ Die größte Stressbelastung für Schüler liege allerdings nicht an G8, sondern eher in der Vielzahl der Freizeitaktivitäten der Jugendlichen. „Die Schüler haben heute einen prall gefüllten Terminkalender. Manchmal bleibt da zu wenig Zeit für die Schule.“

Horst Opdenbusch, Schulleiter am Gymnasium Fabritianum in Krefeld, sieht im Hinblick auf eine Wahloption der Schulen auch ihre Wettbewerbssituation untereinander problematisch: „Wenn das Gros der Elternschaft sich G9 wünscht und von acht Gymnasien in einer Stadt dann eines ausschert, wird sich wohl kaum eine Schule bewusst für G8 entscheiden. Das würde sich in den Anmeldezahlen niederschlagen. Auch dann nicht, wenn es eigentlich gute Erfahrungen mit dem Modell gibt.“ So auch an seiner Schule, wo das Kollegium die Umstellung auf G8 gut bewältigt habe. „Manche Schüler brauchen ein Jahr länger und andere kommen mit acht Jahren Lernzeit gut zurecht. Das ist sicherlich auch eine Typfrage.“ Schulischer Misserfolg hänge aber keineswegs mit G 8 zusammen, „da gibt es andere Gründe.“

Mit gemischten Gefühlen begegnet Carsten Finn, stellvertretender Schulleiter an der St.-Anna-Schule in Wuppertal, den Plänen von Schwarz-Gelb. „Ich persönlich war nie ein Anhänger von G8. Die Kehrseite der Medaille ist natürlich, dass die Kollegen sich wieder auf etwas Neues einstellen müssen. Deshalb halte ich es für richtig, der Umstellung noch einen zeitlichen Vorlauf von zwei Jahren zu geben.“

Vielen Eltern kann die Rückkehr zu G9 wiederum kaum schnell genug gehen. Mit dem Leitspruch „Gras wächst nicht schneller, wenn man dran zieht“, hatte der Siegener Marcus Hohenstein ein Volksbegehren für die Rückkehr zu G 9 ins Leben gerufen - die Initiative setzt sich nach eigenem Bekunden für die Wahlfreiheit von Kindern und Eltern ein, das Abitur nach Klasse 13 ohne Pflicht zum Nachmittagsunterricht zu erreichen.

Zuspruch für eine Rückkehr zu G9 gibt es auch seitens der Elternschaft Düsseldorfer Schulen (EDS). „Das war zu erwarten; die künftige Landesregierung reagiert damit auf einen großen Mehrheitswunsch in der Bevölkerung“, sagt deren Sprecherin Antje Schuh. „Wir wünschen uns ein Modell, in dem sich alle wiederfinden.“

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