Pandemie: Leere Klassen wegen Schweinegrippe

Die Zahl der Infizierten steigt in Deutschland weiter deutlich an. Die Landesregierung NRW gibt den Schulen freie Hand, ob sie schließen oder nicht.

Düsseldorf. In Deutschland grassiert die Schweinegrippe: Die Zahl der Neuinfizierten steigen deutschlandweit weiter deutlich an. Vor besondere Probleme sind dabei die Schulen mit erkrankten Schülern gestellt.

In Krefeld beispielsweise sind derzeit 17 Schüler erkrankt: Eine Grundschulklasse und eine Förderklasse für geistig Behinderte wurden sogar geschlossen.

An einem Gymnasium im niederrheinischen Kempen (Kreis Viersen) gibt es 32 Fälle. Zurzeit ist dort aber nicht geplant, die Klassen oder sogar die ganze Schule zu schließen.

Das nordrhein-westfälische Schulministerium gibt den Schulleitern freie Hand, um über mögliche Schließungen zu befinden. Ministeriumssprecher Thomas Breuer sagte unserer Zeitung: "Die Schulen müssen sich mit den örtlichen Gesundheitsämtern in Verbindung setzen. Dort sitzen die Experten, die die Gefahr abschätzen können. Das können wir von Düsseldorf aus gar nicht so präzise einschätzen wie die Fachleute vor Ort."

Eine zentrale Statistik über die Anzahl der Schulschließungen wegen der Schweinegrippe wird in Düsseldorf nicht geführt. In den vergangenen Wochen sind aber eine ganze Reihe von Fällen bekannt geworden.

Derweil steigen die Infiziertenzahlen weiter an: Nach Angaben des Robert-Koch-Instituts wurden bundesweit bislang mehr als 30000 Fälle gezählt.

Auch in NRW ist die Neue Grippe auf dem Vormarsch: Mit Stand Donnerstag wurden 7455 Fälle im bevölkerungsreichsten Bundesland gezählt - fast 600 mehr als in der Vorwoche, so eine Sprecherin des Landesgesundheitsministeriums. In ganz Deutschland starben bisher neun Menschen.

Vielerorts steigt die Impfbereitschaft der Bürger nach den jüngsten Berichten über Todesfälle - beispielsweise in Düsseldorf. Jörg Schmitz-Beuting, leitender Notarzt im dortigen Gesundheitsamt, sagte, dass es in der zentralen Impfstelle der Landeshauptstadt einen regelrechten Impftourismus gebe: "Zu uns kommen auch Menschen aus den Nachbarstädten, unter anderem aus Duisburg und Köln."

In Niedersachsen gibt es sogar Probleme mit dem Nachschub an Impfstoff - dort müssen sich Bürger auf eine mehrwöchige Wartezeit einstellen. Auch in Münster wurden erste Engpässe gemeldet.

Laut einer neuen Umfrage ist die Impfbereitschaft dennoch immer noch gering: Laut aktuellem ARD-Deutschlandtrend will sich eine Mehrheit von 62 Prozent der Befragten "wahrscheinlich nicht" oder "auf gar keinen Fall" impfen lassen. Nur 14 Prozent planten sicher eine Immunisierung.

Bundesgesundheitsminister Philipp Rösler (FDP) appellierte an die Bürger, sich impfen zu lassen. Rösler betonte: "Je mehr sich impfen lassen, desto größer ist der Schutz für uns alle."

Er betonte zugleich, dass sich niemand Sorgen machen müsse, nicht mehr geimpft werden zu können. Der Impfstoff werde laufend nachgeliefert.

Der Schweizer Pharmakonzern Novartis erhielt am Donnerstag für seinen Impfstoff Celtura die Zulassung für den deutschen Markt. Er erhält wie der in Deutschland verwendete Impfstoff Pandemrix Wirkstoffverstärker. Allerdings wird er mittels Zellkulturen und nicht in Hühnereiern hergestellt - was für Menschen mit Hühnereiweißallergien wichtig sein könnte.

Das NRW-Gesundheitsministerium plant aber derzeit nicht, den Impfstoff zu kaufen. Die Sprecherin betonte, dass bislang auch keine größeren Problemen bei der Impfung von Allergikern bekannt seien.

Das Land hatte sich sowohl beim Pandemrix-Hersteller GlaxoSmithKline als auch bei Novartis Kaufoptinen auf Impfstoffe gesichert.

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