NRW-Piraten haben neuen Chef: Patrick Schiffer siegt knapp

Die Piraten in NRW haben einen neuen Chef. Die Entscheidung fiel knapp aus und gegen einen Kandidaten aus dem Landtag. Einige der Delegierten befürchten Gewissenskonflikte und Zeitmangel. Jetzt steht ein unbekanntes Gesicht an der Spitze.

Bottrop (dpa). Mit einer Mehrheit von nur zwei Stimmen ist Patrick Schiffer zum neuen Chef der nordrhein-westfälischen Piratenpartei gewählt worden. 133 von 254 gültigen Stimmen entfielen am Samstag beim Landesparteitag in Bottrop auf den 40 Jahre alten Mediendesigner aus Düsseldorf. Der Landtagsabgeordnete Michele Marsching scheiterte mit 131 Stimmen damit nur knapp.

Viele Piratenmitglieder hatten mit kritischen Nachfragen nach Marschings Bewerbungsrede deutlich gemacht, dass sie einen Piraten mit Amt an der Spitze der Partei skeptisch sehen. Viele fürchteten, ein Parlamentsmitglied habe zu wenig Zeit für die Vorstandsarbeit und könne in Interessenkonflikte geraten. Der bisherige Vorsitzende Sven Sladek hatte nicht mehr kandidiert. Seit Gründung des rund 6200 Mitglieder zählenden Landesverbands im Jahr 2007 hatte die Landespartei jedes Jahr ein neues Gesicht an der Spitze.

Schiffer steht vor der Aufgabe, den drohenden Absturz in die Bedeutungslosigkeit abzuwenden. Bei Umfragen lagen die Piraten auf Bundesebene zuletzt deutlich unter der Fünf-Prozent-Hürde. Zwar sind die Piraten seit der vorherigen Landtagswahl mit 20 Abgeordneten im NRW-Parlament vertreten, für Aufsehen sorgten sie zuletzt aber wegen parteiinterner Querelen und Machtkämpfen.

Schiffer will der Partei daher in erster Linie als Vernetzer und Vermittler dienen: „Ich will eine innere Ausgeglichenheit herstellen und schauen: Wo sind die Probleme und wie kann man sie lösen“, sagte Schiffer nach der Wahl. Mit Blick auf den unterlegenen Ex-Vorsitzenden Marsching sagte er: „Sich gegen jemand mit soviel Erfahrung durchzusetzen, ehrt mich sehr.“ Die Partei habe sich aber gegen Erfahrung und für etwas Neues entschieden.

Patrick Schiffer ist erst seit einem Jahr Mitglied bei den Piraten. Politisch aktiv sei aber schon sehr lange. So engagierte er sich in der Vergangenheit für die Grüne Jugend, die sozialistische Alternative und arbeitete als Netzaktivist im Arabischen Frühling für Organisationen wie Amnesty International und Human Rights Watch.

Erfahrung mit öffentlichen Auftritten hat Schiffer jedoch bisher noch nicht. „Ich bin kein Mensch der sich egozentrisch in den Vordergrund drängt“, sagte Schiffer, „aber Sie können sicher sein: Sie werden noch von mir hören. Ich werde mich noch in Szene setzen“.

Der Chef der Piratenfraktion im Landtag, Joachim Paul, zeigte sich zufrieden mit dem Wahlausgang. Patrick Schiffer sei in der Partei als politisch sehr engagierter Mensch bekannt. Dass Schiffers Gesicht in der Öffentlichkeit noch wenig bekannt ist, sei kein Problem: „Wir Piraten haben als Unbekannte angefangen - und Patrick wird ganz sicher nicht lange ein Unbekannter bleiben.“

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