Nach Störfall: Spuren von Uran im Urin und landesweite Proteste der Atomkraftgegner

Münster (dpa). Nach dem Störfall in Deutschlands einzigerUranfabrik in Gronau haben Mediziner Spuren von Uran im Urin einesradioaktiv verstrahlten Arbeiters nachgewiesen.

Derzeit könne jedochnoch nicht gesagt werden, ob mit Frühschäden bei dem 45-Jährigen zurechnen sei, sagte ein Sprecher des Universitätsklinikums am Sonntagin Münster. Erst an diesem Montag könnten erste Aussagen dazu gemachtwerden.Für eine langfristige Prognose sei es ohnehin zu früh.

Unterdessen habn mehrere hundertAtomkraftgegner am Wochenende in nordrhein-westfälischenStädten für ein Festhalten am Atomausstieg demonstriert. ImMittelpunkt der Kundgebungen standen Proteste gegen eine Verlängerungvon Laufzeiten der Atomkraftwerke. Außerdem richteten sichDemonstrationen gegen Atomtransporte durch das Münsterland.

In Gronau versammelten sich am Sonntagnachmittag nach Polizeiangaben rund 80 Atomkraftgegner zu einer Mahnwache vor dem Rathaus. Die Demonstranten forderten die sofortige Stilllegung der Urananreicherungsanlage der Firma Urenco. Außerdem setzten sie sich für eine schnelle und umfassende Aufklärung des Störfalls vom Donnerstag ein.

Bereits am Samstag hatten Aktivisten der Umweltschutzorganisation „Greenpeace“ mit dem Spruch „Atomausstieg schützt“ vor einer Halle der Urananreicherungsanlage protestiert.Mit einem Auto-Korso demonstrierten ebenfalls am Samstag rund 120 Atomgegner gegen geplante Atommüll-Transporte von Jülich in das Zwischenlager Ahaus.

Die Demonstranten fuhren bei ihrem Autobahn- Aktionstag „Dem Castor entgegen“ von Ahaus durch Ruhrgebiet und Rheinland zum Forschungszentrum Jülich. Sie unterbrachen ihre Protestfahrt für Kundgebungen vor der Atommüll- Konditionierungsanlage in Duisburg-Wanheim und auf dem Marktplatz in Jülich.

Aufgerufen hatten unter anderem neun im Aktionsbündnis Münsterlandgegen Atomanlagen zusammengeschlossene Initiativen, der Bund fürUmwelt und Naturschutz (BUND/NRW) und das Klimabündnis Niederrhein.Die frühere NRW-Umweltministerin Bärbel Höhn (Grüne) fordert nachdem Störfall in Gronau in einem Gespräch mit dem „Kölner Stadt-Anzeiger“ (Samstagsausgabe) Konsequenzen. „Es muss unbedingt eineunabhängige Untersuchung der Vorfälle geben“, sagte sie der Zeitung.Man müsse sich fragen, „ob Sicherheitsmaßnahmen nicht beachtetwurden.“

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