Laschet und Laumann: Patt bei der NRW-CDU

Ein halbes Jahr nach der Schlappe bei der Landtagswahl ist die Führungsfrage völlig offen.

Düsseldorf. Die CDU in Nordrhein-Westfalen hat ein halbes Jahr nach dem verheerenden Ergebnis bei der Landtagswahl — sie holte mit 26 Prozent das schlechteste Resultat ihrer Geschichte — die Niederlage nur halb verdaut.

In einer internen Analyse wurde viel Verantwortung beim glücklosen Spitzenkandidaten Norbert Röttgen abgeladen. Sein Erbe war da schon längst verteilt: Armin Laschet führt die Landespartei. Den Zugriff auf die Landtagsfraktion bekam er freilich nicht: Ihr Chef heißt Karl-Josef Laumann. Das bedeutet ein machtpolitisches Patt und damit eine Blockade.

„Zwischen den beiden gibt es gute Tage. Und dann gibt es Tage, wo es gar nicht läuft“, sagt ein Mitglied der CDU-Landesspitze. Der gelernte Schlosser Laumann gilt als Vertreter des Arbeitnehmerflügels, ist der Bundeschef der CDA, der Arbeitnehmerorganisation der Union. Laschet wird eher als Vertreter der Großstadt-CDU einsortiert, hatte eine gewisse Resonanz als Befürworter von schwarz-grünen Bündnissen sowie einer liberalen Integrationspolitik und versucht nun, das wirtschaftspolitische Profil der NRW-CDU zu stärken.

Tatsächlich gilt es nach allen Erkenntnissen der Wahlforscher, hier eine gewaltige Marktlücke zu schließen. Der Kandidat Röttgen kam weder bei der Großindustrie an Rhein und Ruhr noch beim Mittelstand an — als zu kopflastig waren dort seine Thesen von einem Umbau der Wirtschaft empfunden worden.

Nun ist Laschet in den vergangenen Jahren nicht unbedingt als Wirtschaftsfachmann aufgefallen, aber sein Engagement — er tourt gerade durch Betriebe quer durchs Land — kommt dort nicht schlecht an. Zumal er unterstützt wird von Friedrich Merz, dem Helden des CDU-Wirtschaftsflügels. Merz hilft, eigene Ambitionen hat er aber schon lange nicht mehr.

Laschet ist also aktiv, Laumann wartet ab. Seine Machtbasis in der Fraktion ist stabil, Gedankenspiele über einen Wechsel in den Bundestag hat er verworfen. Vieles wird sich bei der Bundestagswahl 2013 und der Kommunalwahl 2014 entscheiden. Schneidet die CDU dann in NRW gut ab, ist Laschet der starke Mann. Ansonsten liegt Laumann vorn.

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