Land will anonymisierte Bewerbungen abschaffen

Schwarz-Gelb will sich von dem Instrument zur Eindämmung von Diskriminierung im Öffentlichen Dienst verabschieden.

 Hält nichts von anonymisierten Bewerbungen, NRW-Integrationsminister Joachim Stamp (FDP).

Hält nichts von anonymisierten Bewerbungen, NRW-Integrationsminister Joachim Stamp (FDP).

Foto: Guido Kirchner

Düsseldorf. Das anonymisierte Bewerbungsverfahren im öffentlichen Dienst soll in Nordrhein-Westfalen wieder abgeschafft werden. Dafür sprachen sich in einer Aktuellen Stunde des Landtags Vertreter von CDU, FDP und AfD aus. Die rot-grüne Landesregierung hatte das Instrument 2011 eingeführt, um die Diskriminierung von Bewerbern mit Migrationshintergrund einzudämmen und ihnen den Sprung zum Bewerbungsgespräch zu erleichtern.

Beim anonymisierten Bewerbungsverfahren geben Bewerber für Stellen beim Land ihr Geschlecht, ihr Alter oder ihren Migrationshintergrund nicht an. Doch habe sich das Mittel in der Praxis nicht bewährt, kritisierte der neue Integrationsminister Joachim Stamp (FDP). „Das ist der falsche Weg. Denn das Verfahren ist ein defensiver Ansatz, der mögliche Diskriminierung nur nach hinten verschiebt“, argumentierte der Liberale.

Die schwarz-gelbe Regierung wolle neue Instrumente erproben, damit nur die Qualifizierung über die Stellenvergabe entscheide. Auch der CDU-Abgeordnete Jörg Blöming sagte, wer keine Frauen, Migranten oder Behinderte einstellen wolle, werde „im Bewerbungsgespräch nicht vom Saulus zum Paulus“. Seine langjährige Erfahrung als Ausbildungsleiter der Stadt Erwitte habe gezeigt, dass das anonymisierte Bewerbungsverfahren keine Vorteile bringe. Es sei keine Lösung, „Bewerber in die Anonymität zu drängen“.

Drastische Worte für das Instrument hatte im Vorfeld der Sitzung die neue Staatssekretärin Serap Güler (CDU) gefunden, die das Verfahren als „Murks“ bezeichnete. „Von Menschen zu verlangen, dass sie ihre Einwanderungsgeschichte oder ihre Behinderung verbergen, um einen Job im öffentlichen Dienst zu bekommen, ist der falsche Ansatz“, sagte Güler.

SPD und Grüne kritisierten die Abschaffung des Verfahrens als „ideologische Abbruchpolitik.“ In vielen Ländern sei die anonymisierte Bewerbung Standard; auch in der Wirtschaft werde das Modell bereits erfolgreich genutzt, sagte der SPD-Abgeordnete Ibrahim Yetim. Die Grünen-Abgeordnete Berivan Aymaz sprach von einem ersten Schritt gegen Diskriminierung. „Das Verfahren hat eine intensive Debatte angestoßen.“

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