Jedes zweite Krankenhaus in NRW schreibt rote Zahlen

Verband kritisiert das Land. Es fehlten 700 Millionen Euro für dringend notwendige Investitionen.

Foto: Julian Stratenschulte/dpa

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Düsseldorf. Die Krankenhäuser rufen um Hilfe: Joachim Finklenburg, Vizepräsident der Krankenhausgesellschaft NRW, warnt: „Die Lage ist katastrophal.“ 50 Prozent der Kliniken schrieben rote Zahlen, fast alle hätten Personalbesetzungsprobleme bei Ärzten und Pflegern.

Bei dringend notwendigen Investitionen — bauliche Erfordernisse oder medizinische Geräte — erfülle das Land seine Pflichten gegenüber den 385 Kliniken nicht ausreichend. Allein in NRW fehlten 700 Millionen Euro. Ohne diese staatlichen Zahlungen aber würde Geld, mit dem eigentlich die Betriebskosten bezahlt werden müssten, zweckentfremdet für Investitionen eingesetzt und so dem Personal und der Patientenversorgung entzogen.

Viele Potenziale seien ausgeschöpft, die Verweildauer der Patienten in den Kliniken sei fast halbiert worden, betont Jürgen Braun, Geschäftsführer der Vereinigung katholischer Kliniken. Die den Kliniken abgenötigte Rationalisierung führe zu einem weiteren Stellenabbau in der Pflege, wo schon jetzt Schwerstarbeit in extremen Situationen geleistet werde.

Auch unterschiedliche Vergütungen durch die Krankenkassen benachteilige Kliniken in NRW. So würden diese bei einer Blinddarm-OP in Rheinland-Pfalz 2657 Euro zahlen, in NRW dagegen nur 2491 Euro. Hinter „Diffamierungen durch die Kassen, insbesondere des AOK-Bundesverbands“, sieht Finklenburg eine Kampagne. Behauptungen, dass in deutschen Kliniken jährlich fast 19 000 Menschen wegen Behandlungsfehlern sterben, seien „durch nichts zu belegender Blödsinn“. Hinter Forderungen der Kassen nach qualitätsorientierter Vergütung stehe das Ziel, Klinikleistungen einem Preiswettbewerb auszusetzen. Dabei bleibe die Qualität auf der Strecke.

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