Hauptschule: NRW leitet Abschied ein

Schulministerin Sommer will Verbundschulen flächendeckend einführen. Die Opposition frohlockt.

Düsseldorf. Die Hauptschule in NRW steht vor dem schleichenden Aus: Erstmals seit dem Regierungsantritt der schwarz-gelben Landesregierung vor vier Jahren stellt NRW-Schulministerin Barbara Sommer (CDU) eine flächendeckende Alternative zur Hauptschule in Aussicht. Eine Verbundschule, also ein Zusammenschluss von Haupt- und Realschulen, könnte ab der kommenden Legislaturperiode in ganz NRW möglich sein, sagte die Ministerin.

Auch in Großstädten könnte es bald Verbundschulen geben, kündigte Sommer an. Diese Schulform gibt es wegen gesetzlicher Regelungen bislang nur in ländlichen Regionen - bislang an 18 Standorten quer durchs ganze Land. "Es gibt aber eine Reihe von Anfragen auch aus Großstädten. Deshalb prüfen wir, die Regelung zu öffnen", sagte ein Ministeriumssprecher unserer Zeitung. Er betonte aber, dass die Regierung an der Hauptschule festhalte.

Bisher hatten Ministerpräsident Jürgen Rüttgers, Sommer und die gesamte CDU in NRW die Hauptschule massiv verteidigt und kategorisch am gegliederten Schulsystem festgehalten. Alle anderen im Landtag vertretenden Parteien wollen das dreigliedrige Schulsystem auflösen.

Der Druck auf die Politik durch sinkende Schülerzahlen nimmt immer mehr zu. In den kommenden Jahren wird die Schülerzahl an den Hauptschulen um ein Viertel sinken, so Experten.

Die FDP begrüßte die neue Entwicklung in der CDU-Bildungspolitik als "Paradigmenwechsel". Die Worte Sommers entsprächen im wesentlichen dem FDP-Modell der Mittelschule.

Die Opposition wertet die Sommer-Äußerungen als Eingeständnis einer falschen Bildungspolitik. "Aber das kommt vier Jahre zu spät", sagte SPD-Bildungsexpertin Ute Schäfer. "Barbara Sommer hat Rüttgers’ Lebenslüge entlarvt. Die Hauptschule ist nicht zu retten", so Grünen-Fraktionschefin Sylvia Löhrmann.

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